28.08.2013 Sebastopol – Samuel P. Taylor State Park

Die Nacht im richtigen Bett unter freiem Himmel war wunderbar. Auch Alani hat es trotz anfänglicher Zweifel sehr gefallen. Es war sehr frisch, aber mit all den Decken und Duvets wunderbar. Heute morgen ist aber alles sehr feucht respektive nass. Vom Pazifik ist der Nebel so richtig hierher gedrückt worden und somit ist die Feuchtigkeit sehr hoch. Aber im Bett unter den Decken macht das einem nichrs aus.

Auch heute ist Rick für die Küche zuständig, wie übrigens auch sonst. Er serviert uns einen tiptoppen Tomaten-Mozzarella-Salat, Polenta mit Avocado und Rührei auch mit Avocados. Welch ein Frühstück! Wir nehmen es sehr gemütlich, mit solcher Gesellschaft ist der Abschied nicht einfach, vor allem wenn man noch aufgefordert wird, einen Tag länger zu bleiben. Wir haben jedoch in San Francisco abgemacht und müssen weiter. Rick ist DER Kenner der Strassen und erklärt uns ganz genau wo unsere Tour durch geht. Nach dem herzlichen Abschied sind wir auf unserer wohl zweitletzten Etappe. Es ist richtig angenehm auf den total ruhigen Strassen zu radeln, obschon es zwischendurch sehr, sehr steil wird. Aber wir meistern das mit einem Lächeln und unglaublich viel Schweiss. Die Feuchtigkeit ist wegen dem sich auflösenden Nebel sehr hoch. Wir sehen die richtige Nebelbank, wie sie an der Küste klebt. Aber wir freuen uns riesig, heute das Meer zu sehen. Top motiviert flitzen wir durch diese landwirtschaftlich genutzte Gegend.

Im kleinen aber tollen Städtchen Tomales, nun auf dem Highway No. 1, geniessen wir leckeres Gebäck und einen Kaffee. Der Highway No 1 ist die Küstenstrasse am Pazifik, von Kanada bis Mexiko. Hier ist er aber kaum befahren, jedoch treffen wir heute während den ersten 3 Stunden auf dieser Strasse mehr Tourenradler an als auf der ganzen bisherigen Tour. Es geht bald weiter, die Kids und auch wir wollen endlich den Ozean sehen. Und schon bald sehen wir die Lagune, welche hier hinter einer langgezogenen Halbinsel liegt. Wir sind überwältigt und geniessen den Moment, auch wenn wir noch nicht wirklich auf den offenen Ozean sehen. Die Strasse geht auf und ab, wir schwitzen gewaltig aber geniessen diese tolle Fahrt sehr. Es geht vorbei an gemütlichen und verschlafenen Fischerdörfchen und Muschelrestaurants. Der Wind kommt nun von hinten und das geniessen wir nach dem gestrigen und übrigens auch den Tagen vorher sehr.

Im nächsten Städtchen, sorry, diesen Namen habe ich bereits wieder vergessen, essen wir unseren Lunch und sprechen mit vielen, vielen Leuten und auch Tourenradlern. Einer von ihnen ist seit 9 Jahren unterwegs! Ein lustiges und schönes Städtchen, aber wir sollten weiter, wir haben noch eine weite Strecke vor uns. Im Visitorcenter des Point Reyes National Parks erkundigen wir uns über vorhandene Campingplätze an unserem Zielort. Nach der telefonischen Nachfrage des Rangers sieht es für unser Vorhaben schlecht aus. Die vorhandenen Unterkünfte sind alle ausgebucht. Sehen wir heute den offenen Ozean wohl doch nicht? Wir entscheiden uns für die kürzere Strecke, so werden wir bestimmt einen Hiker/Biker Platz finden. Und so müssen wir die überaus gespannten und mit riesiger Vorfreude auf den Ozean geladenen Kinder enttäuschen. Auch wir selber sind sehr betrübt, aber wir wollen nicht am letzten Abend ein Risiko eingehen und plötzlich dumm da stehen.

So fahre ich mit Alani noch einmal die 4 Kilometer zurück ins Städtchen und kaufe uns etwas zum Abendessen und Frühstück, Ariane und Lorin gehen schon mal vor zum Zeltplatz. Ca. 1 Stunde später treffen wir uns auf dem wunderschön zwischen den riesigen Redwoods gelegenen Campingplatz wieder. Zusammen mit vielen anderen Velofahrern verbringen wir hier also unsere letzte Nacht der Tour “Fort Collins – San Francisco”. Nun freuen wir uns alle extrem auf die Golden Gate Brücke, auf den Moment auf den wir schon seit Jahren bangen. Andererseits wird dieser Moment auch mit einer Prise Traurigkeit erwartet, denn d.h. unser seit Jahren darauf hin gearbeitetes Abenteuer wird schon bald zu Ende sein. Aber vorerst schauen wir vorwärts und freuen uns auf den Moment!

Hier unter den hunderten von Jahren alten und riesigen Redwoods geht es uns wunderbar!

PS: ein Zusatz vom 29. August 2013: wir fahren heute mit Freude aber in grosser Trauer über die Golden Gate Brücke – die lange geträumte Fahrt widmen wir unserem lieben Freund Diggu, welcher in der letzten Nacht für immer von uns gegangen ist. Wir werden in der Mitte der Brücke auf den Pazifik schauen und ganz fest an ihn und vor allen auch an seine Familie denken! In grosser Trauer sind wir mit ihnen…