24.08.2013 Folsom – West Sacramento

Wir schlafen schon wieder aus, 7.30h ist Tagwach… Ein feiner Kaffeeduft steigt uns in die Nase und wir freuen uns, nachdem wir einen Abend und die Nacht im Haus von Peggy und Jerry verbracht haben, die beiden kennen zu lernen. Ein pensioniertes Ehepaar, sehr aktive Tourenradler und geniesser ihres Alters. Sie sind im 2008 von Yorktown, Virginia bis Astoria, Oregon geradelt. Die gleiche Strecke wie wir damals, nur eben umgekehrt. Letztes Jahr waren sie durch den ganzen Süden, von Kalifornien bis Florida unterwegs. Auch die ganze Pazifikküste ist in ihrem Repetoire wie auch von Nord nach Süd, also von der kanadischen bis an die mexikanische Grenze alles über die Cascade Mountains im Norden und dann über die Sierra Nevada Mountains im Süden. Zudem kommen noch etliche andere Touren in verschiedenen Gebieten der USA dazu. In zwei Wochen radeln sie ca. 1’500 km von Tenessee bis irgendwo in der Nähe von New Orleans… So kann ich mir unser pensionierten Leben auch vorstellen. Aber das dauert noch einige Zeit 🙂

Jerry brutzelt uns die feinsten Pancakes seit langem, zudem gibt es Rührei, Brot, frische Früchte und natürlich Kaffee! Wir sitzen eine ganze Weile am Frühstückstisch und plaudern über unsere Erlebnisse “on the road”. Doch irgendwann ist es Zeit noch meine seit gestern defekte Kette zu reparieren. Ein Glied hat sich irgendwie verfangen und ist nun etwas verbogen. Jerry und ich gehen in die Garage und Jerry kann sich kaum von mir weg drehen, schon ist das Glied ausgewechselt. Jerry ist schwer erstaunt über meine schnelle Reparatur – ich glaube fast ich bin noch etwas mehr erstaunt! Wow, nicht einmal 5 Minuten, das hätte ich wohl nicht in meinem besten Traum geschafft. War wohl auch etwas Zufall im Spiel. Ok, Zufall hin oder her, der Defekt ist repariert und meine Kette wird es hoffentlich bis San Francisco schaffen.

Etwa um 11.00 Uhr verabschieden wir uns von diesen lieben Leuten und machen uns auf den heutigen Weg, der uns praktisch nur auf einem Bike Trail bis nach Sacramento führt. An der ersten Kreuzung hält ein Rennvelofahrer neben uns und will uns den Weg zum Trail vorfahren. Ja gut, aber wir wollen noch in das Gefängnismuseum vom Folsom Prison. “Ah, ich wohne nun schon über 10 Jahre hier, war aber noch nie dort” gibt er uns zur Antwort und zeigt uns wo es lang geht. Das Folsom Prison ist ein sehr schönes, ich meine aus architektonischer Sicht, Gefängnis aus den 1880er Jahren. Das Gefängnis ist vor allem bekannt durch das Lied “Folsom Prison Blues” von Johnny Cash. Das Gefängnis ist aus dem Gestein von der unmittelbaren Gegend gebaut, ein unglaubliches Bauwerk. Die Geschichte des Gefängnis ist nicht nur rühmenswert, viele Hinrichtungen und vor allem spektakuläre Ausbruchsversuche mit z.T. Verletzten und Toten, seien es Gefangene oder Polizisten. Das Museum ist klein aber fein, viele kleine Details, vor allem Werkzeuge und selbst gebastelte Waffen für Fluchtversuche.

Erst um ca. 13.30 fahren wir richtig aus Folsom hinaus. Auf dem bis nach Sacramento dem American River folgenden Bike Trail. Es ist eine Fahrradstrasse und wirklich schön am River entlang. Es geht auf und ab, durch eine ziemlich ausgetrocknete Gegend. Auf dem Fluss tummeln sich wahrscheinlich tausende von Gummiboot-Fans, wie im heissen Sommer auf der Aare. Ruhe, das ist hier eher ein Fremdwort. Wir lassen die Böötlis links liegen und fahren an den alten Bahnhof von West Sacramento. Herrliche Gegend, etwas sehr touristisch. Von hier an geht es wieder auf der normalen Strasse, mit unglaublichem Gegenwind. Wir kaufen unser Nachtessen ein, und ein mexikanisch anmutender Amerikaner mit etwas weniger Zähnen im Mund als üblich will mir im Laden unverhofft einfach die Hand schütteln. Wahrscheinlich hat er draussen mit Ariane gesprochen und er ist total hingerissen von unserer Tour. Also, er schüttelt meine und Alanis Hand und sagt uns, wir seien seine Inspiration! Er ruft allen Leuten zu, dass wir mit dem Fahrrad von Denver hierhin geradelt seien und weiter nach SF unterwegs sind! Wow, leider hätte ich diesen freundlichen Mann aufgrund seines Aussehens wieder einmal falsch eingeschätzt, wie man sich doch irren kann, und das nervt mich dann jeweils so richtig! Draussen packen wir unser eingekauftes Essen in unsere Taschen und er kommt noch extra aus dem Laden und fragt, ob er von uns ein Foto schiessen kann. Er gratuliert uns noch einmal und verschwindet wieder im Laden. Nun fahren wir zum nächsten Camping. Die Kids freuen sich schon beim Zeichen des KOA, und erst noch viel mehr, als sie den Pool sehen.

Leider ist das Mädchen am Empfang nicht wirklich aufgestellt und nett. Hätte ich eine alternative, dann würde ich weiter gehen. Aber sie weiss, dass die Biker welche hier für einen Platz fragen, den Abend hier verbringen wollen. Grund genug, mein ganzes  Erspartes zu verlangen und mich danach nicht mehr mit dem Hintern anzuschauen… Ach was solls, die Kinder haben Spass am Pool, Ariane am Platz am River und mit Palmen und ich hab ein Bierchen, zwei… Zum Nachtessen machen wir unsere Lieblingspastas mit Zwiebeln, Speck und einer weissen Käsesauce. Nebenan gibt es anschliessend ein Campfire und die Kinder können sich Marshmallows brutzeln. Sie bringen ab und zu auch uns eines 🙂

Ausser, dass sie mir für diesen Zeltplatz mein Kreditkartenlimit fast gesprengt haben und wir leider nicht mehr in einsamem, ruhigem Gebiet sind, geht es uns immer noch “schuderhaft” gut!