21.08.2013 Gardnerville – Kirkwood, Kalifornien

Hallo, wir sind im Sonnenstaat Kalifornien – sehen aber vor lauter Rauch die Sonne nicht…

Alles schön der Reihe nach. Heute stehen wir mit der Sonne das letzte Mal in Nevada auf. John hat bereits Kaffee gemacht, Jeanne ist schon weg. Sie gibt Unterricht im Fitnesscenter – Frühunterricht… John teilt uns mit, dass Alexandra, welche uns gestern noch besucht hat, gerade am gebären sei. Welch eine tolle Nachricht und John meint, wir seien die Glücksbringer! Um 7.30h verabschieden wir uns und fahren vorerst ziemlich flache Strassen in Richtung Carson Pass. Bei einem Farmers Market kaufen wir frische Früchte und quatschen wieder mit einigen Leuten. Auf dem weiteren Weg werde ich von einer Frau angehalten, die uns gerne einladen würde. Aber wir möchten doch heute wieder einmal so richtig weiter kommen und lehnen das nette Angebot dankend ab.

Die Grenze zu Kalifornien ist nicht weit entfernt und da machen wir natürlich wieder die obligaten Fotos. Wir freuen uns sehr, dass wir nun den vierten und letzten Staat unserer Tour erreicht haben. Nun geht es aber aufwärts, es ist ziemlich heiss und steil. Aber weiter hinten türmen sich bereits Wolken in den Himmel und wir glauben, dass wir heute nass werden könnten. Bei Woodfords kaufen wir uns kalte Getränke und der Kassierer warnt uns vor der vor uns liegenden Strasse. Viel Verkehr, schmal und vor allem wurde gerade gestern ein Radfahrer angefahren. Nicht gerade motivierende Worte, aber irgendwie sollte es doch schon gehen. Wir denken an Steve, der nette Radfahrer welcher gestern extra ins Cafe in Carson City gekommen ist um uns zu sehen. Hoffentlich war nicht er der arme Velofahrer.

Wir fahren weiter und die Strasse ist wirklich zum Teil schmal, steil und es hat viel Verkehr – schnellen Verkehr. Wir fahren aber weiter, etwas anderes bleibt uns eh nicht übrig. Nach wiederum ca. 10 km stoppen wir beim nächsten Cafe und geniessen ein feines Stück Kuchen und die Kinder Chicken Nuggets mit Frites. Kurz vor dem Cafe hat uns der erste Regenguss erwischt, aber wir sind nicht richtig nass geworden. Draussen kommen aber sehr dunkle Wolken auf uns zu. Wir fahren aber doch weiter und hoffen auf unser Glück. Aber nicht immer wird man verschont. Grosse Tropfen fallen auf uns runter, ja sogar kleine Hagelkörner. Wir suchen Schutz unter einer Tanne – doch was haben die Junior Rangers gelernt? Bei einem Gewitter nie unter einen Baum stehen. Das Gewitter geht aber vor allem vis-à-vis runter, es tönt wie ein rauschender Wasserfall und zwischendurch kracht es auch gehörig. Aber eben, auf der anderen Talseite und nicht bei uns. Hier regnet es nur. Dort drüben sind die steilen Hänge schneeweiss vom Hagel und wir sind froh hier zu stehen. Plötzlich knistert etwas im Stacheldraht und ein Blitz zuckt über uns hinweg. Poooaaah, Alani lässt ein riesen Kreischer los, fast lauter als der unmittelbare Donnerschlag. Wir springen unter der Tanne hervor wie aufgeschreckte Kanninchen und machen uns auf die Weiterfahrt. Doch was ist nun besser? Fahren auf einem Stahlross oder unter einer Tanne stehen? Ich glaube keines von beidem ist wirklich gut, aber hier gibt es nichts anderes. Also treten wir wie von der Wespe gestochen in die Pedale und rauf gegen den blauen Himmel. Das Gewitter ist schnell hinter uns, entweder weil der Wind es dorthin geblasen hat oder eben doch weil wir so schnell geradelt sind.

Schon regnet es nicht mehr und wir fahren in unserem normalen Tempo weiter. Die letzten 6 Kilometer sind sehr steil, aber wir schaffen es. Kurz vor der Passhöhe streckt ein beeindruckter Mann uns 4 Wasserflaschen aus dem Fenster zu. Vielen Dank, wir haben das frisch Wasser genossen. Die Aussicht ist berauschend und kurz später hört man unsere Jauchzer wahrscheinlich auch in San Francisco. Wir jubeln und jauchzen als wir das Pass-Schild sehen. Bilder werden geschossen, im Informations Center geben wir einigen Interessierten Leuten Auskunft über die Tour und – schon wieder werden wir für die bevorstehende Nacht eingeladen. Eine Familie, gerade zurück von einer 3 tägigen Wanderung, der Junge gerade mal 5 jährig, lädt uns ins Ferienhaus ihrer Eltern ein, nur 12 Kilometer “down the road”. Juhui, wir haben eine Glückssträhne!

Wir fahren runter und die Sicht wird immer trüber. So schade, denn es wäre eine ganz tolle Gegend hier. Aber wieso trübe Sicht? Südlich von uns, im Josemite Nationalpark, lodert ein ziemlicher Waldbrand und der bringt den dicken Rauch hier hoch. Wow, das ist auch mal ein Erlebnis, nicht schön aber eindrücklich…

Wir finden das Ferienhaus und sind beeindruckt von dessen Grösse. Wow, das nennen wir Ferienvilla oder einfach gewaltig. Da erscheint uns unsere Ferienwohnung gerademal nicht grösser als ein Mauseloch… Tja, hier kann man etwas grosszügiger bauen – und erst noch im besten Skigebiet der Sierra Nevada Mountains! Wir sind in Kirkwood, gibt sicher Infos im Internet über das Skigebiet 🙂 Wir werden mit einem super feinen Nachtessen, Bier und Wein verwöhnt. Die beiden Jungs haben ein riesiges Fest zusammen und Alani hat wieder einmal viele Figuren zum spielen, einfach herrlich hier!

Ja, und dann überprüfe ich meine Emails und was sehe ich da, unsere englische Website wird nun von der bekanntesten Fahrradorganisation in den USA promoted – wir sind in ihrem Newsletter 🙂 Und ich prüfe auch wie weit Steve ist. Leider kein Eintrag von ihm von gestern und heute. Wir machen uns doch Sorgen, ob er wohl in den Unfall verwickelt war? Eine halbe Stunde später will ich ihm eine Email schreiben und siehe da, er hat einen Eintrag geschrieben. Aber eben, es war tatsächlich Steve… Er wurde gestern kurz nach Woodfords, wo wir heute die Info über den Unfall erhalten haben, angefahren. Er wurde von einem Rückspiegel eines dieser Monstermobilhomes getroffen. Von den nächsten paar Minuten hat er keine Kenntnisse mehr. Der verursachende Fahrer hat kurz angehalten, ist aber dann weiter gefahren. Ein nachfolgender Fahrer hat die Ambulanz und den Sheriff avisiert. Steve wurde mit dem Helikopter nach Reno geflogen wo sie glücklicherweise “nur” einen Rippenbruch und einige Prellungen festgestellt haben. Die Polizei hat den flüchtigen Fahrer gefunden und ihm den Ausweis für immer entzogen – dieser sei gut versichert… Steve schreibt, der Helm habe ihn wohl vor Schlimmerem geschützt, wenn nicht sogar das Leben gerettet. Also liebe Leserinnen und Leser – IMMER Helm auf, auch auf langsamen Bergstrecken! Und alle die, welche jetzt um unsere Sicherheit bangen – das kann uns sicher genau so passieren, aber genau so kann es uns zu Hause passieren, beim Überqueren der Strasse oder einfach so irgendwo auf dem Trottoir. Wir tun alles um sicher zu sein, mehr können wir nicht…

Uns geht es prächtig, schon bald sind wir an unserem Ziel in San Francisco!