20.07.2013 Sapinero – Montrose

Auf dem Höhenprofil unserer Karten sehen wir zwei Steigungen, welche heute zu bezwingen sind. Sie sehen zwar steil aus, aber glaube nie einem Höhenprofil auf einer Katrte, bevor du’s selber erstellt hast – denke ich. Im Vegleich zum Monarch Pass sehen diese Profile ziemlich easy aus – denke ich. Mehr dazu später…

6 Uhr Tagwach, und es ist nicht einmal kalt. Aber der Himmel ist bedeckt, der Morgen feucht. Wieder gibt es Haferbrei, diesmal mit Apfel-Zimt Geschmack, mmmh. Vom ersten Meter geht es aufwärts, ich fühle mich noch gut, Ariane und Lorin ziehen dennoch davon. Bald schon kann ich die Strasse weit oben erkennen, die Beine können dies nicht sehen, darum fühlen sie sich noch fit. Aber der Kopf sieht es und nun beginnt das Leiden. Ich schwitze wahrscheinlich 2 Liter auf den nächsten ca. 5 Kilometer, das ist ziemlich übel, wenn man dies mit einem neuen Auto vergleicht. Ich würde da auf – hmmmm – ganze 40 Liter Verbrauch kommen. Nicht gut eingestellt heute, mein Motor.

Endlich erscheint das Schild, 1 1/2 Meilen Downhill. Aber eben, dann geht es wieder hoch. Diesmal an der brütenden Sonne – und dieser Aufstieg gehört noch zur ersten Steigung auf unserem Höhenprofil. In der Mitte des Passes sehe ich mein Traumhaus resp. Grundstück. Ein relativ kleines Haus in einem flachen Seitental gelegen mit riesigen Weide- und Waldflächen und einem kleinen See. Ich mache den Vorschlag, uns das Grundstück zu kaufen. Ev. ja ist die Antwort, aber nur wenn jedes sein Pferd bekommt. Hätte ich doch nur ein bisschen mehr Mut, ich würde wahrscheinlich schon jetzt unser neues zu Hause einrichten und den Abend im Schaukelstuhl auf der ruhigen Veranda vebringen…

Der Aufstieg ist noch nicht zu Ende, aber bald haben wir es geschafft. Die folgende Abfahrt ist herrlich lang und rasant. Unten im Tal, d.h. im Örtchen Cimarron stoppen wir um etwas zu essen und trinken. Der Ort besteht eigentlich nur aus einer Post, einem Shop und einer Tankstelle. Aber hallo, hier treffen wir einmal mehr auf das wahrscheinlich bald aussterbende, “urchige” Amerika. Vor dem Shop stehen Bänke im Schatten mit Sicht auf die Tankstelle. Hier war sicher der Treffpunkt der Umgebung – hier sitzen, Kaffee trinken und zuschauen wer da alles zur Tankstelle, zur Post nebenan und zum Shop kommt. Im Shop dann das Highlight des Tages: ein sicher 30 jähriger Hund begrüsst uns freundlich, hinter der Theke ein wahrscheinlich 3x älterer Opa, welchen ich erst beim zweiten Hinschauen bemerke – er steht nur auf wenn etwas in die Kasse getippt werden muss. Die Kasse, ein “Ratter-Ding” mit guter alten Mechanik – aber wahrscheinlich doch zu modern für den netten Opa, denn das Summieren des Eingetippten will nicht richtig funktionieren, resp. er findet die Taste wohl nicht. Nun kommt die rüstige, doch nicht viel jüngere Ehefrau vom hinteren Raum hervor, schnaubt ihren Mann an, das könne ja wohl nicht stimmen was er da eingetippt hat und nimmt das Zepter, oder besser die Kasse, nun selber in die Hand. Sie tippt fröhlich drauf los und will nach dem ersten Durchgang gerade noch einen zweiten anhängen. Halt – das haben sie schon getippt, sagen wir. Skeptisch schaut sie über ihren Brillenrand hervor als wollten wir sie über den Tisch abziehen. Nach kurzem Zögern glaubt sie uns, drückt die Total-Taste und zählt noch einmal alle Positionen durch und vergleicht sie mit der Anzahl Artikel die wir gekauft haben. Stimmt alles, sie bekommt ihr Geld und wir endlich unsere dringend notwendigen Getränke und Bananen.

Draussen geht das Schauspiel weiter. Während wir unseren Durst löschen kommt der Postbeamte von der 15 Meter entfernten Post rüber, öffnet den mit einem grossen Vorhängeschloss verriegelten Briefkasten, schaut rein und findet, wohl wie in den letzten 2’486 Tagen, keine zu versendende Post. Er schüttelt den Kopf, geht zurück in seine Poststelle und wartet dort wahrscheinlich, bis er morgen wieder rüber kommen kann um in den leeren Briefkasten zu schauen…

Sorry diese ausschweifende Erzählung, aber es war wirklich ein Schauspiel über eine längst vergangene Zeit – einfach herrlich und auch ein bisschen traurig. Vor uns liegt der nächste Aufstieg, 6 Meilen an der jetzt noch heisser brütenden Sonne. 6 Meilen sind Peanuts – falsch! Mal Faktor 1,609 ergibt 9,645 km und das mit einer ordentlichen Steigung. Vor allem aber sieht man lange vorher wie weit rauf man radeln muss, und da wird einmal mehr neben den Beinen auch der Kopf gefordert. Wir schaffen es ohne Pause bis nach oben und einmal mehr jubeln wir über das Geleistete. Nun wartet eine lange Abfahrt auf uns fast 20 km mehr oder weniger einfach nur runter. Wow, und wie sich die Landschaft schon wieder verändert, das ist Wahnsinn. Nun finden wir uns zwischen riesigen Sanddühnen ähnlichen Hügeln wieder. Karg, aber schön! Und es wird heisser…

In Montrose setzen wir uns in ein mexikanisches Imbissrestaurant und füllen unsere Mägen mit eher ungesundem aber feinem Essen. Danach geht es zum Citypark, wo die Kinder 1 1/2 Stunden spielen. Nun wollen wir was einkaufen und schauen wo unsre Gastgeber für die Nacht wohnen. Rod hat uns bereits vor ca. 2 Monaten geschrieben, wenn wir in Montrose durch kommen, dann sollen wir uns melden. Er hat unsere englische Website gesehen und uns angeschrieben – nett und eine tolle Gelegenheit neue Menschen kennen zu lernen. Judie, seine Frau und er kommen erst später, so schlagen wir uns in einem Dairy Queen, einem Eisladen, die Zeit um die Ohren und die Bäuche voll.

Um 20.00h sind beide da und wir dürfen endlich die ersehnte Dusche nehmen und uns im Gästezimmer einrichten. Die Wäsche wird auch gewaschen und sogar einen kleinen Happen zu Essen gibt es. Die Kinder finden Spielsachen und spielen bist fast 22:00h – viel zu spät…

Ihr seht, es geht uns gut und wir geniessen es weiterhin!

Bilder kommen später, die von gestern könnt ihr nun anschauen…