17.07.2013 Maysville – Gunnison

Auch heute läutet uns der Alarm früh raus. Es ist gerade mal 5.00h und schon fast eisig kalt. In 5/4 Stunden ist alles verräumt und wir präparieren unser Frühstück im Gemeinschaftsraum. Was anderes als Haferbrei – ah doch, Bagels (die runden Brötchen mit einem Loch in der Mitte) mit Peanutbutter (Erdnussbutter) und Konfitüre. Mmmmhhh.

Die Ladung in unseren Mägen brauchen wir, heute haben wir auf ca. 18 Kilometer rund 1’000 Höhenmeter zu bezwingen. Die ersten zwei, drei Kilometer gehen noch so, aber dann beginnt die ununterbrochene Steigung von ca. 6 %. Ist nicht so schlimm, hab ich mir bereits zu Hause gesagt, als ich das Höhenprofil studierte. Falsch! Mit einem voll beladenen Fahrrad und einem Kind drauf, d.h. mit ca. 110 Kilos unter dem Hintern (ohne meine Wenigkeit) und Ariane mit ca. 80 – 85 Kilos (auch ohne ihr Eigengewicht, das ist jeweils ein bisschen mehr als wir selber auf die Waage bringen) sind stetige 6 % auf ca. 12 – 15 Kilometer der Hammer. Und genau dieser Hammer hat zwischendurch auch zugeschlagen. Auf den ersten 16 Kilometern “hämmen” mir Ariane und Lorin immer wieder tüchtig davon. Kurz vor der Passhöhe schlägt dann der Hammer so richtig zu. Ariane ist, das darf ich glaube ich schreiben, denn es ist unter diesen Umständen überhaupt keine Schande, körperlich und psychisch total am Limit. Die grossen Trucks welche manchmal nicht mit grossem Abstand überholen, tun nicht wirklich etwas Positives dazu. Im Allgemeinen ist der Verkehr aber in Ordnung, nicht sehr viel aber halt immer wieder mal ein paar Autos, riesige Camper oder eben Trucks.

Einer fährt uns entgegen und wendet unten, überholt uns, wendet wieder und schiesst beim runter fahren ein Foto von uns. Er will es für seine Frau. Wahrscheinlich, dass sie ihren werten Hintern mal aus dem Sofa bewegt und auch so was unternimmt wie Ariane… oder eben wir zusammen. Ok, Ariane hat also den Hammermann angetroffen, sie kann sich aber nach einigen Minuten Pause wieder für die letzten ca. 1 1/2 km aufbauen und ab geht’s. Der Jubelschrei oben auf knapp 3’500 müM ist nicht zu überhören – die Erleichterung ist riesig, nicht nur für Ariane, ich bin auch völlig ausgepumpt.

Zum gleichen Zeitpunkt wie wir fährt Jed (ich glaube er heisst so) von der anderen Seite auf den Parkplatz. Ein 68 jähriger, sehr zerbrechlich aussehender Radler, der in San Francisco gestartet und auf dem Weg an die Ostküste ist. Wir schiessen gegenseitig ein paar Bilder und essen zusammen ein riesiges Eis. Die Abfahrt ist auch konstant 6 % steil und wir sausen mit bis zu 75 Sachen die rund 16 km den Berg runter. Welch ein Gegensatz, am Morgen sind wir während 4 Stunden mit ca. 5 km/h den Berg rauf gefahren.

In Sargents, einem kleinen Ort unten am Berg gönnen wir uns einen Hamburger bevor wir die restlichen ca. 50 km unter die Räder nehmen. Wir befinden uns nun in einer anderen Klimazone, denken wir wenigstens. Es ist sehr warm und trocken. Der Gegenwind macht uns auch etwas zu schaffen. Aber die Gegend ist wunderbar, endlose Weiten und leicht bewaldete Hügel. Die 50 Kilomete haben es in sich, vor allem aber die letzten 10… Schon von weitem sieht man die Stadt, aber sie will einfach nicht näher kommen. Nach über 10 Stunden “on the road” treffen wir total erschöpft in Gunnison ein. Bei einem phantastischen Spielplatz halten wir an – und schwups, die Kinder haben anscheinend heute noch nichts getan, die turnen und rennen umher wie wild…

Kurz später müssen wir die Kids einfangen und den Spielplatz leider schon wieder verlassen. Es wird spät, rundherum ziehen schwarze Wolken auf und wir müssen noch einkaufen und das Zelt stellen. Beim Parkplatz vor dem Laden spricht uns ein Vater mit Sohn an. Er habe uns heute um 7.00h auf der anderen Seite des Passes gesehen – und jetzt 11 Stunden später hier. Er macht riesige Augen, kann den Mund nicht mehr schliessen und schiesst auf mich zu, um mir die Hand zu schütteln. Coole Begegnung 🙂  Ca. 2 Stunden später steht das Zelt und geregnet hat’s den ganzen Abend nicht, nur rund um uns geblitzt und gedonnert. Duschen, kochen, essen, Zähne putzen und ab ins Bett.

Ein langer, anstrengender, harter aber schöner und mit Stolz und Freude erfüllter Tag geht zu Ende – morgen gibt es hier in Gunnison einen Ruhetag, das haben die Kinder und auch wir verdient und nötig. Es wird Zeit geben für den Spielplatz, für einen Velocheck beim Velomech – wir haben so komische Geräusche bei Arianes Tretlager – für einen Rundgang in der Stadt, zum Wäsche waschen etc. Viel zu tun… Morgen also keine Aufzeichnung unserer Strecke 🙂

Liebe Grüsse in die Schweiz!