15.07.2013 Leadville – Buena Vista

Heute steht uns ein einfacher Tag bevor, denken wir. Und um es vorweg zu nehmen, wir täuschen uns nicht.

Das härteste Stück am heutigen Tag ist bereits um 7:00h vollbracht. Um 6:30h finden wir Ray im Frühstücksraum. Er ist schon voll in Bikemontur und isst in seiner ruhigen Art sein Breakfast. Beriets 10 Minuten später steht er auf und verabschiedet sich von uns. Heute kullern die Tränen nicht vor Anstrengung über die Wangen. Wir sind ganz einfach traurig uns von unserem ganz herzlichen, ruhigen, geduldigen, netten, organisierten, erfahrenen und einfach lieben Freund trennen zu müssen. Es waren unvergessliche und lehrreiche Tage mit ihm. Ohne ihn hätten wir es nicht über die hohen Pässe geschafft. Wie hätten wir das ohne Ray gemacht? Wir wissen es ganz einfach nicht… Uns gehen noch einmal die Bilder vom Flughafen in Denver durch den Kopf, wie er und Mary dort standen, mit einem breiten Lächeln und herzlichen Willkommensplakaten – ach, es war ganz einfach eine wunderbare Zeit, vielen herzlichen Dank Ray und Mary!

Ray ist weg, wir sitzen mit geröteten Augen im Frühstücksraum und nun beginnt sich langsam die Kehle zuzuschnüren, der Magen beginnt sich zu drehen und wir sind eine ganz kurze Zeit richtig ratlos. Doch nun beginnt das Abenteuer zu viert und ohne Hilfe von einem Einheimischen. Wir hatten das ja vor 12 Jahren auch schon, was ist denn jetzt anders? Genau, es ist die grosse Verantwortung gegenüber den Kindern, die waren vor 12 Jahren noch weit weg, am Sternchen putzen… Aber auch das werden wir schaffen – und tatsächlich, sobald wir am Beladen unserer Fahrräder sind, klappt auch die Magenfunktion wieder. Wir sind schon wieder total im Element.

Leadville liegt heute Morgen im Nebel, wir starten in den 16 Grad kühlen Tag. Das Städtchen gefällt uns sehr. Vor allem ein richtiger Saloon und ein Operngebäude aus den 1870er Jahren versetzen mich wieder in Traumzustände. Ich fühle, trotz den Autos rundherum, wie hier die Kutschen, Cowboys (oder eher Minenarbeiter), Gambler und die aufgetakelten Liebesdienerinnen der Stadt Leben einhauchten. Wow, ganz cool.

Wir fahren beim National Forest Büro vorbei, wo wir noch Rays Kollegin treffen, welche uns eigentlich letzte Nacht ein Dach über dem Kopf geben wollte. Die Kinder erhalten ein paar kleine Geschenke und wir bestaunen die ausgestopften Wildtiere. Die Rangers bestaunen ihrerseits unsere Bikes und unsere Ladung. Sie winken uns alle goodbye und wünschen uns alles Gute für die Weiterfahrt.

Die Fahrt heute geht immer schön sanft bergab und wir kommen gut voran. Zuerst fahren wir ganz lange Geraden durch Farmland, bevor wir durch einen Felseinschnitt in den Canyon des Arkansas Rivers fahren. Bei einem kleinen Cafe stoppen wir für ein Eis, einen Kaffee und einen herrlichen Kuchen. Es geht weiter entlang wunderbaren Felsformationen. Die fast 60 Kilometer sind nach 2 3/4 Stunden abgestrampelt und wir erreichen das Städtchen Buena Vista. Bevor die dunkelschwarzen Wolken sich über uns entladen checken wir schon wieder in einem Motel ein. Wir stehen kaum unter dem Vordach, schon schüttet es aus allen Kübeln.

Nach der Dusche hat sich das Wetter beruhigt und wir schlendern rüber zum Spielplatz, danach durch die schöne “Altstadt”. Vor dem nächsten Regenguss setzen wir uns wieder in eine tolle Brewery, bestellen eine Pizza, ein paar Pouletflügeli, Getränke und für mich ein feines Bier. Später essen wir im Zimmer Chips, Gemüse und ein paar nicht erwähnenswerte und ungesunde Sachen mehr.

Heute geht es früh ins Bett, obschon wir morgen wieder einen nicht sehr anstrengenden Tag haben sollten.

Es geht uns gut!

Wir danken euch allen ganz herzlich für die tollen Gästebucheinträge, die Emails und vor allem dankt Alani ganz herzlich für die vielen lieben Geburtstagswünsche! Es motiviert uns umso mehr, wenn wir solch tolle Feedbacks erhalten! Vielen Dank!