14.07.2013 Frisco – Leadville / Alanis Geburtstag

Alarm: 4:30h – Brrr, es ist kalt und noch dunkel…

Wir haben eigentlich all unsere Sachen gestern bereit gemacht, trotzdem dauert das Zusammenpacken mit Frühstück zubereiten und essen über 2 Stunden. Erst um 6:40h können wir los fahren. Aber eigentlich wollten wir um 6:00 bereit sein, denn heute haben wir ein zweites Mal so richtig “die Hosen voll”. Wir haben einen zweiten hohen Pass (3’449 müM) vor uns, und diesmal voll beladen.

Ray trinkt im Städtchen noch einen Kaffee, wir sind ungeduldig und fahren schon mal los. Die ersten 10 Kilometer fahren wir wiederum auf einem sehr schönen Bikeweg in Richtung Copper Mountain, einem grossen Skiresort. Plötzlich schiesst ein Mountainbiker mit vollem Tempo von oben her an uns vorbei, klar, der hat ein Gefälle und erst noch Rückenwind. Er ruft uns aber zu: “Hopp Schwiiz” – war wohl eher kein Einheimischer… Die ganze nächste Stunde bis Copper Mountain rauschen noch hunderte andere Biker und Gümeler den Berg runter. Wir erfahren später, dass hier ein Anlass wie bei uns das Alpenbrevet im Gange ist. Also mehrere Pässe an einem Tag, nicht gegen die anderen, sondern gegen sich selbst.

In Copper Mountain essen wir einen kleinen Snack und werden von vielen Pässefahrern bewundert. Überhaupt werden wir heute oft angefeuert. Wir machen uns kurz später auf, zur richtigen Steigung. Ray hat uns vorgewarnt, 20 km geht es nun rauf bis zur Passhöhe. Zuerst sind wir mit der Steigung noch ganz zufrieden, es ist nicht wirklich schlimm. Aber bald sehen wir eine endlose Rampe, eklig steil, vor uns. Wow, da müssen wir also rauf. Ariane und Lorin wie immer voran, bald schon verliere ich sie aus den Augen – na gut, nicht wirklich, aber sie entfernen sich immer mehr von uns. Ich staune wie die beiden “zwäg” sind. Zum Glück kommen die schnellen Gümeler (Rennradfahrer) von hinten, denn sie wissen nicht, dass mich meine Frau abgehängt hat – sie sehen ja zuerst mich 🙂

Hier mache ich es kurz, nach 5 Stunden und ca. 4 1/4 Stunden “Kampfzeit” erreichen wir überglücklich und mächtig stolz die Passhöhe. Ray erwartet uns bereits und jubelt mit uns. Er als erfahrener Tourleader staunt immer mehr über die zähen Schweizer. Bereits auf der ganzen Strecke bis heute hat er immer wieder alle Leute angequatscht und voller Stolz erzählt, dass wir mit den Kindern aber ohne uns ca. 85 resp. über 100 Kilos über die Rockies wuchten. Immer wieder sagt er “you are incredibly strong” (ihr seid unglaublich stark). Und heute sind wir wirklich SEHR stolz auf uns! Auf der Passhöhe fallen 4 Gümeler fast ab ihren federleichten und unglaublich teuren Rennräder. Sie machen Bilder von uns und haben bereits einen Eintrag ins Gästebuch unserer englischen Seite geschrieben. Einfach tol wie wir mit den Leuten ins Gespräch kommen, das macht das Abenteuer eben gerade aus.

Vor lauter Bilder schiessen merken wir es kaum, dass innert Minuten dunkelschwarze Wolken aufziehen. Wir beeilen uns und jagen mit 65 km/h den Berg runter, in der Hoffnung nicht noch nass zu werden. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, aber heute wird sie eben doch vor der Realität zu Grabe getragen. Wir fahren voll ins Gewitter. Schnell Regenkleider an und weiter geht es durch den Vollregen. Uns ist’s egal, zu glücklich sind wir über unsere geleistete Arbeit. Und wir wissen, heute können wir bei Rays Freunden übernachten. In Leadville, einer Minenstadt, gönnen wir uns eine Pizza und Sandwiches im Pizza Hut. Hier ist es, wo zum ersten Mal das Happy Birthday für Alani erklingt. Ray hat ein Schokkokuchen (oder was Ähnliches) organisiert und die beiden Servierdüsen singen nicht ganz sauber das Liedchen.

Und nun meine Beichte an alle, welche heute Alani kein Haferbrei, ein easy Tag und viel Verwöhnung gewünscht haben. Wir sind richtige Rabeneltern, muss doch Alani am 9. Geburtstag Haferbrei essen, sich einen 3 1/2 tausend Meter hohen Berg hinauf kämpfen und verwöhnt wird sie von zwei schrulligen, gesanglich nicht begabten Servierdüsen mit fertig Schokkokuchen und einem gruseligen, aber wenigstens feinen Sandwich. Sie freut sich aber dennoch und ein ganz kleines Geschenk kriegt sie am Abend doch noch.

Da Rays Freunde noch nicht zu Hause sind, und es unterdessen aufgeört hat zu regnen, fahren wir zum Nationalen Minenmuseum. Ein tolles und auch für die Kinder interessantes Museum. Die Freunde sind immer noch nicht da, also fahren wir zu einem Einkaufsladen wo wir vor dem nächsten, nun länger dauernden Platzregen Unterschlupf suchen. Die Freunde erscheinen bis zuletzt nicht, also retten wir uns in ein nicht ganz billiges, aber grosses Motelzimmer. Die Kinder freuts und wir geniessen heute eine warme und nicht eine kühlende Dusche.

Es geht uns trotz schweren Beinen super!