12.08.2013 Baker – Ely

Trotz dem Motelzimmer und dem nicht notwendigen Abräumen des Zeltes dauert unser Zusammenräumen und Packen länger als sonst – denken wir. Ich habe gestern alle Uhren der Kameras, des Tablets und von Arianes Velocomputer auf die neue Zeit umgestellt. Bei meinem Velocomputer hat dies nicht geklappt und heute haben wir uns nach dieser Zeit gerichtet. Wir fahren erst um 2 1/2 Stunden nach dem Aufstehen ab, denken wir. Es ist 8.00h – denken wir. Erst heute Abend um 21.00h habe ich gemerkt, dass wir den ganzen Tag nach einer falscher Zeit gelebt haben. Macht nichts, wir haben ja keine Zeittabelle. Ausser dass der Film auf dem Campingplatz mit einer Stunde Verspätung (nach unseree Zeit) begonnen hat. Also, nun zum Tagesgeschehen…

Wir fahren in Baker bereits bei Sonnenschein ab. Es ist schon warm, wir erwarten wieder einen warmen Tag. Es geht sofort bergauf, zuerst noch mit einer angenehmen Steigung, dann immer steiler. Nie ganz schlimm, aber für mich jedenfalls, ziemlich schlimm. Wir biegen schon bald auf den Highway 50 ein, “the lonliest highway of America”, der einsamste Highway in Amerika, wie es vor ein paar Jahren ein Reisejournalist in einem Bericht geschrieben hat.

Der Aufstieg dauert lange, nach ca. 2 1/2 Stunden sind wir oben. Ich habe eine mittlere oder schwere psychische Krise als ich oben ankomme. Ich brauche meine 5 Minuten Ruhe um wieder einigermassen in Laune zu kommen. Nach dem Gipfelfoto und einem Zuckerschub geht es ins nächste Tal runter. Schon bald drehen wir in Richtung Süden ab und nun beginnt erst richtig der Ernst des Radelns… Wir fahren voll in den kräftigen Südwind rein. Autsch, das wird ein Kampf.

Tatsächlich, die nächsten ca. 8 Kilometer sind eine Tortur, ca. 2 km davon gehen noch bergauf. Rechts von uns stehen 65 riesige Windturbinen, die Amis haben also auch gemerkt wie man nachhaltig Energie produzieren kann. Wenn die Windschaufeln in die gleiche Richtung zeigen in welche man fährt, dann ist das nie ein gutes Zeichen, das merken wir am eigenen Leib. Weit oben an der gegenüber liegenden Talseite sehen wir die Bar, welche unsere Mittagspause versüssen soll. Doch oje, wenn wir dort ein Auto in unsere Richtung fahren sehen, dann dauert es gute 10 Minuten bis es bei uns ist – und die fahren ca. 100 km/h… Das heisst also, wir haben ca. 16 km zu radeln und ein Teil davon schön gerade und steil den Berg rauf. Ich sage zu Ariane 1 1/2 Stunden, nach 2 Stunden sind wir endlich vor der ersehnten Bar. Ariane meint auf halber Strecke: “ich komme mir vor wie ein Esel, dem man mit einer Rute eine Karotte vorhält.” Tolles Beispiel, denn wir sehen die Bar schon seit ca. 2 Stunden und kommen einfach nicht vorwärts.

Ok, wir haben zwischendurch noch eine Pause von ca. 20 Minuten gemacht. Jeff, selber ein begeisteter Velofahrer hält im Aufstieg an und bietet uns Schokkoriegel, Wasser und Karotten an. Gerne nehmen wir alles an und stärken uns während einer interessanten Unterhaltung. Jeff spricht auch gut deutsch und wir erzählen in beiden Sprachen verschiedene Sachen von unseren Erlebnissen auf den Fahrrädern. Ohne diese kleine Stärkung hätten wir es schwierig gehabt.

Die Bar ist wirklich eine richtige Bar wie aus dem Film. An den Wänden hängen Hirsch- und Rehköpfe, hier verkleidet mit z.T. Hut und Sonnenbrille. An den übrigen Wandabschnitten und an der Decke hängen mit Namen und Heimatstadt bekritzelte 1 $ Noten. Wir sind die einzigen Gäste und bleiben es während den nächsten 1 1/2 Stunden auch. Hamburger, Frites und ein Süssgetränk – dies alles ist schnell verschlungen. Aber wir nehmen uns viel Zeit, im TV läuft der nicht kindergerechte Indiana Jones und Lorin kann sich kaum lösen. In einer ziemlichen Hitze fahren wir weiter, die nächsten 8 km steigt es noch zum Pass hoch. Die Steigung ist mit 6 % gar nicht so übel und die Strasse in einem sehr guten Zustand und mit einem breiten Seitenstreifen. Nach etwas über einer Stunde sind wir oben und glücklich! Gipfelfoto und wieder runter ins nächste riesige Tal, oder eben Bassin. Die Richtung ändert nach Norden, so dass wir den Wind wieder im Rücken haben. So eindeutig ist es zwar nicht, er wechselt ständig seine Richtung. Im Tal sehen wir viele ganz kleine Windhosen, cool anzusehen. Inmitten des Nichts feiern wir unseren 2’000sten Kilometer – Judihuiiii!

Nach langen 7 Stunden und 20 Minuten fahren wir zum Campingplatz wo wir sehr lieb empfangen werden. Ein Bier und kalte Getränke bevor das Zelt steht, das haben wir verdient. Zudem haben wir nach den letzten 3 Tagen und 332 Kilometern eine weitere Pause nötig und buchen zwei Nächte auf diesem sehr schönen Campingplatz. Die Kinder sind begeistert und rennen sofort zum Spielplatz, wo sie mit anderen Kindern ziemlich lange und schön spielen. Ich koche auf dem tollen Kochfeld ein Risotto und nach dem Essen gibt’s noch einen lustigen Film auf dem Campingplatz. Wir sind die einzigen Zuschauer, die Kinder geniessen auch das und lachen was das Zeugs hält:-)

Es geht uns gut und wir freuen uns auf den Ruhetag im Städtchen Ely…