11.08.2013 Wah Wah Valley – Baker, Nevada

Halbzeit! Die ersten 5 Wochen unseres Urlauber sind durch – und es geht noch einmal so lange 🙂 …und wir haben letzte Nacht keinen Schlangen-, Spinnen- oder Skorpionenbiss eingefangen!

Um 4:00h klingelt der Wecker, alles noch dunkel und ruhig. Draussen vor dem Zelt hören wir den Hund, welcher uns gestern hier nett, aber nicht mit den besten Manieren empfangen hat. Er ist an uns hoch gesprungen, hat uns kaum das Zelt aufstellen lassen und hat die Kinder bedrängt. Aber alles ohne irgendwelche bösen Absichten, er wollte wohl nur ein paar Streicheleinheiten. Er bewacht unser Zelt die ganze Nacht, auch während dem kleineren Sturm nach Mitternacht. Einmal verjagt er sogar irgend einen nächtlichen Besucher. Und heute Morgen steht er mit uns auf…

Wir essen unser Frühstück im Zelt, die Kinder sind noch gehörig auf den Felgen, wir auch. Trotzdem wird zusammengepackt. Damit der Hund die Kinder in Ruhe lässt stehen sie zwischen die mit den breiten Packtaschen beladenen Bikes. Dort kommt er nicht hin. Und die beiden geben einander auch noch ein bisschen warm. Diesmal sind es nicht die Moskitos, welche mich das Zelt räumen schwer machen, sondern eben dieser Hund. Wir starten um 5:45h und der Hund begleiter uns bis zur Strasse. Tschüss, warst ein lieber und guter Bewacher!

Nun 7 Meilen oder eben 11 Kilometer steil und schnurgerade den Berg hoch. Zuerst noch mit Stirnlampen am Helm, kurz später färbt die aufgehende Sonne die Bergspitzen vor uns in rot und bald sind wir auch in der Sonne. Es wird schnell warm. Alani schläft auf dem “Beifahrersitz” ein und so habe ich die ca. 130 Kilos (ohne mein Gewicht) alleine die 8 % Steigung rauf zu reissen. Bereits nach 1 1/2 Stunden stehen wir oben und schieben ein paar Kalorien nach… Die Abfahrt sieht lang aus, es geht in ein nächstes sehr weites Tal, oder eben “Baisin” (Bassin). Die Perspektive täuscht, schon bald steigt die Strasse nämlich wieder an. Es geht auf die nächste Bergkette. Aber schon weit unten verschwimmt die Strasse vor meinen Augen und ich muss eine Pause einlegen. Ich esse Riegel und gaaanz viele Biscuits. Mitten auf der Strasse lege ich mich hin, es kommt ja eh kein Fahrzeug. Die Beine hoch, ausruhen, tief durchatmen und weiter geht’s. Anscheinend fehlte mir Zucker, denn nun gehts wieder tip-top!

Punkt 10.45h, wie auch schon gestern kommt Wind auf. Er bläst zum Glück von hinten und schon bald sind wir, nach wiederum ca. 1 1/2 Stunden, auf dem nächsten Übergang. Die Abfahrt ist sehr flach, aber mit Rückenwind kommen wir dennoch gut voran. Die nächsten 30 Kilometer ziehen sich sehr in die Länge. Dennoch schaffen wir es vorerst bis zur Staatsgrenze nach Nevada und in eine neue Zeitzone. Somit ein Staat mehr auf der Liste und ab nun sind wir 9 Stunden hinter der Schweiz her…

Die nächsten 10 Kilometer nach Baker gehen schnell vorbei, wir haben das Ziel vor Augen. Wortwörtlich, denn hier sieht man ca. 30 Kilometer weit und so ist Baker schon lange in Sichtweite. Im etwas heruntergekommenen Ort Baker steuern wir das erste Motel an. Heute wollen wir ein Zimmer, es ist ja erst 13.00h und so können wir noch ein bisschen schlafen mit Klimaanlage. Doch leider alles ausgebucht. Also zum nächsten und letzten Motel dieser Town und Glück gehabt, das letzte Zimmer gehört für diesen Nachmittag und die Nacht uns. Sofort duschen und ab ins Restaurant. Die Kinder essen einen nicht wirklich grossartigen Burger, Ariane ein enttäuschendes Sandwich und ich einen ziemlich scharfen aber nicht allzu schlechten Burrito. Dazu frischen Salat, das Beste vom ganzen Essen.

Vier wirklich echte, d.h. zwei braun gebrannte, bärtige, langhaarige mit Ledergilets, also nackten und braunen, tätowierten Armen und im schlepptau ihre ebenso braunen, tätowierten und Blonden Rockergirls, Harleyfahrer kommen rein in die Bar. Sie Bestellen eine Flasche Bier und einen Shot Whiskey – und entdecken uns. Eines der doch schon im Alter fortgeschrittenen Girls fragt mich ob das unsere Fahrräder sind draussen. Und wo seid ihr gestartet? Die hartgesottenen und lebenserfahrenen, unerschrockenen Biker können ihre Unterkiefer nicht mehr an normaler Position halten als sie hören von wo nach wo wir fahren. Und dann einen Blick auf die Kinder mit der Frage ob die auch mit dabei sind – nun springen die Augenlieder einen Stock weiter nach oben. Aha, der eine kluge Rocker sagt nun, der Kiefer und die Augenlieder wieder auf Normalposition, “ok, you have a car following, don’t you?” Und nach meiner kurzen Antwort nimmt der Kiefer und die Augenlieder wieder Position “erstaunt” ein. Ein lustiges Zusammentreffen zweier Gattungen “Bikers” 🙂

Wir machen unsere Mittagspause im Motel, schlafen ein wenig – ausser natürlich die Kinder – und machen uns schon wieder auf ins nächste, zweite und letzte Restaurant dieser Stadt. Hier bestellen wir uns eine Riesenpizza und geniessen sie draussen an der Freiluftbar. Auch hier werden wir von einem Päärchen, welches in diesem verlassenen Nest ihre Flitterwoche geniesst, auf unsere Tour angesprochen. Sie haben uns heute irgendwo im Nirgendwo gesehen und haben gedacht “Spinner, und erst noch mit Kindern”. Aber während dem Gespräch haben sie dann doch gesagt, es sei sicher ein Familienerlebnis fürs Leben. Genau das ist es…

Wir sind etwas müde, aber es geht uns immer noch wunderbar. Morgen erneut 100 km…

PS: neue Fotos ab dem Ruhetag in Cedar City bis heute reingestellt…