10.09.2013 San Francisco – Mt. Tamalpais

Heute steht das Packen der Velos an. Ein wichtiger Tag. Ein mit etwas Ungewissheit erwarteter Tag…

Schon vor unserem Abenteuer habe ich einem Bikeshop, ganz in der Nähe von Alanis Wohnung (dachte ich, zu Hause erscheinen 2 Meilen kürzer als hier in der Stadt), ein Email geschrieben. Ich habe im Internet gesehen, dass dieser Bikeshop “Stromer”-Velos verkauft. Da wir für die Hinreise von diesen E-Bikes die Kartonschachteln benutzt haben, die sind etwas grösser als die normalen Bike-Schachteln, habe ich gedacht, ich schaue für die Rückreise für die gleichen Kisten. Super, die haben mir auf den Termin zwei Schachteln beiseite gestellt. Bereits letzte Woche habe ich einen Packtermin für heute abgemacht. Doch immer mehr habe ich mir die Frage gestellt, “müssen die mir eigentlich helfen?” Ich weiss genau wie ich die Bikes verpackt habe, aber die haben beim Anblick der Bikes die Augen verdreht und sich gefragt wie das wohl funktionieren soll. So habe ich gestern beschlossen, ich werde die Bikes selber verpacken.

Doch bevor ich mit US-Alani diese Kisten abhole, fahren wir noch ein letztes Mal mit den Velos hier in Amerika eine kurze Strecke. Bereits Vorgestern waren Alani und Lorin mit US-Alani und Stephanie bei der Feuerwehrstation, die nicht weit von der Wohnung entfernt ist. Jeden Tag und jede Nacht fahren die mit einem Höllenkrach und unglaublich lauten Sirenen an der Wohnung vorbei. Da wollten doch die Kids mal sehen wie es in der Station aussieht. Sie durften in die Löschtrucks und auch die Station ansehen. Die Feuerwehrmänner waren von den beiden und ihrer Tour etwa gleich beeindeuckt wie Alani und Lorin von den Trucks und Geräten. Die Löschcrew wollte die Kids unbedingt noch mit uns und unseren Bikes sehen. Also ist das heute unsere Mission. Lorin hat sogar noch eine Zeichnung von Alcatraz extra für einen Feuerwehrmann gezeichnet.

Die Trucks stehen da, die Männer sind an einer Sitzung, aber einer kommt raus und erklärt uns einige Sachen und sagt, wir dürfen uns umsehen wie wir wollen. Wow, so schauen wir uns auch noch einmal den Löschtruck und das enorm lange Leiterfahrzeug an. Der Truck mit der Leiter hat zwei Steuerräder. Der Fahrer ist ganz normal vorne am fahren und damit der Truck bei engen Kurven auch durch kommt, steuert ein zweiter Steuermann ganz zuhinterst in einem erhöhten Häuschen die hinterste Achs. Cool, wenn man die in einem Affentempo vorbei rauschen sieht – mit zwei Steuermänner… Der eine Feuerwehrmann welcher am Sonntag mit den Kids Spass gemacht hat, hat heute seinen freien Tag, fährt aber zufälligerweise mit seinem Auto vor die Station. Er erkennt die beiden sofort, steigt aus und ruft: “aaah, die beiden Radfahrer!”. Er freut sich die Bikes anschauen zu können, freut sich über die Zeichnung und sagt, er habe  unsere Tagebucheinträge gelesen und sei sehr beeindruckt. Super, dass wir noch kurz hierher geradelt sind. Und nun fahren wir die allerletzten Bikemeter in den USA. Werden wir in diesem Land wohl noch einmal Radferien machen? Wehmut kommt auf…

Jetzt aber an die Arbeit. Ich beginne sofort mit dem Auseinanderschrauben und schon nach nicht einmal einee Stunde kann ich mit dem zweiten Velo beginnen. Die Kinder servieren mir Pancakes und Kaffee, welch ein Service! Kurz vor dem Mittag fahre ich mit US-Alani zum Bikeshop und wir ehalten wie abgemacht unsere Schachteln. Diese müssen wir ziemlich stark aus ihrer ursprünglichen Form pressen, so dass sie in das kleine Auto passen. Aber wir schaffen es! Super, eine weitere Hürde geschafft. Es sind zwar Stomer Boxen, aber ein bisschen kleiner als die, die wir aus der Schweiz hatten. Wird es klappen?

In der Garage von Alani und Dan beginne ich mit dem Verpacken. Nach einigem Hin und Her, Ein- und Ausladen finde ich doch noch heraus, wie ich es anstellen muss. Diesmal werde ich das Vorderrad abmontieren und somit sollte es auch mit diesen Schachteln funktionieren. Um ca. 15.15h bin ich fertig, alles drin und wirklich gut und satt verpackt. Nun müssen wir nur noch den Transport zum Flughafen lösen, gut einchecken können und hoffen, dass die Bikes heil in der Schweiz ankommen werden.

Um halb vier fahre ich mit beiden Alanis runter in Richtung Flughafen. Wir haben genug von der grossen Stadt und wollen der ganzen Hektik noch einmal entfliehen. So haben wir noch einmal ein Auto reserviert, diesmal bei einer anderen Gesellschaft und zu einem viel besseren Preis. Alani bringt mich dort hin und alles klappt ohne jeglichen Zusatzkosten, also nicht wie vor einer Woche. Ich habe ein kleines Auto bestellt, denn mehr als fahren muss es nicht. Er sagt, er mache mir ein Upgrade ohne Zusatzkosten – sehr gut, ich habe nichts dagegen. Er geht den Wagen holen und wir warten vor der Türe. Und da kommt er mit einem frisch gewaschenen, riesigen Gefährt dahin gerauscht. Waaaas? Wir schauen uns alle gegenseitig an und nach 5 Sekunden Sprachlosigkeit lachen wir laut heraus. Das kann ja wohl nicht sein. Ein Dodge SUV, riesig und modern und wahrscheinlich sehr, sehr durstig. Aber was solls, geniessen wir doch auch mal so ein unsinniges Riesengerät.

Ich steige ein, Schlüssel muss nicht eingesteckt werden, wie heute bei einigen schon üblich. Alani will auf die hinterste, zusätzliche Sitzreihe – ok, noch mal aussteigen und Kofferraum öffnen – ah nein, auch der öffnet sich automatisch. So, jetzt den Start/Stop-Knopf betätigen und los geht’s. Rückfahrkamera? Ja, ganz angenehm für ein solches Schiff. Aha, auch Glas- und Schiebedach gibt es hier. Alani meint, da sei auch eine Vorbereitung für einen Bildschirm – schade nur Vorbereitung… Wir dampfen also nun zurück und überraschen Ariane und Lorin. Die kommen aus dem Staunen nicht raus und es geht keine Minute, da hat Lorin schon rausgefunden, dass im Dach nicht nur eine Bildschirmvorbereitung ist, sondern der Bildschirm runter gelassen werden kann. Jetzt geht es natürlich los das Gejubel und Gejohle… Schnell laden wir all unsere Sachen ein und fahren durch den Feierabendverkehr raus zur Golden Gate Brücke. Wir kommen gut durch, das Auto ist ziemlich breit, was auf den innerstädtischen, eher schmalen 3 – 4 spurigen Strassen erst einmal eine kleine Herausforderung darstellt.

Nun fahren wir in die fast alltägliche Nebelbank. Die Brücke ist heute zwar ganz sichtbar, der Nebel sitzt aber ganz dicht und dick über ihr. Oje, unser heutiges Ziel ist ein Campground oben in den Bergen – wahrscheinlich im Nebel. Wir kaufen unser Nachtessen – frisch gebratene Hünchen – und verschwinden bald darauf im stock dicken Nebel. Die Strasse schlängelt sich den Berg rauf, der Tankanzeige kann man zuschauen wie sie fällt, und sehen tut man rein gar nichts. Muss das aber schön sein bei schönem Wetter! Nach vielen Kurven finden wir den Campground. Welch ein toller Platz unter vielen hohen Bäumen. Die rauschen extrem im starken Wind und tropfen noch viel extremer vom nassen Nebel. Ausgerechnet hier sind wir zum ersten Mal auf einem Campground, auf den man nicht fahren kann. Wir müssen alles durch den Baumregen tragen. Ich stelle sofort das Aussenzelt auf und wir essen darin gemütlich die Hünchen. Wir kommen uns vor wie irgendwo im nebligen, nassen und kalten Schottland – und das im Herbst… Hey, auch das sollten wir doch mindestens einmal erlebt haben, oder? Uns macht dieses Hudelwetter heute nichts aus, denn erstens sind wir mit dem Auto da und können morgen trocken weiter fahren. Zweitens wissen wir, dass nicht einmal 10 Kilometer weg von hier die Sonne scheint und wir wieder in T-Shirt und Shorts schwitzen werden. Also geniessen wir diese Nacht unter den tropfenden Bäumen 🙂

In den nächsten Tagen werden wir unter anderem sicher in ein, wenn nicht mehrere Weingüter im Napa-Valley zu einer Degustation gehen. Was sonst noch? Wir wissen es noch nicht, einfach möglichst in ruhige, kleine Städtchen oder Gegenden!

Uns geht es prima, wir geniessen das Campieren und die Landschaft – auch bei Nebel und Nässe 🙂