11.09.2013 Mt. Tamalpais – Petaluma

Wir sitzen vor dem TV, die Kinder sind beschäftigt, ich habe Zeit zum Schreiben…

Die ganze Nacht tropft es auf unser Zelt, es regnet nicht, doch der dichte Nebel macht alles nass und die Bäume tropfen wie wenn es regnen würde. Der Wind weht stark durch die Bäume, bei uns unten ist es jedoch praktisch windstill. Ausser einem anderen Camper sind wir alleine auf diesem tollen aber eben sehr nassen Platz. Das Zelt wird beim Verpacken so schmutzig, dass ich es kaum wiedererkennen kann. Wir sind froh, dass wir es auf unserer Tour nie so nass und schmutzig einpacken mussten. Es wiegt ungefähr doppelt so viel wie sonst. Wäääh, ist das grausig…

Auf der Runterfahrt verlassen wir das Nebelgebiet und sehen schon bald auf den langen und wunderschönen Stinson Beach. Ein herrlicher Strand, er wäre bestimmt noch herrlicher wenn die Sonne scheinen würde. Nun haben wir Hochnebel… Auf der Weiterfahrt beobachten wir die schlafenden Seehunde am Strand. Nun besuchen wir die Hippiestadt, oder eher Dorf, Bolinas. Die Hippies sind wohl noch irgendwo in den Häusern, aber es ist ein ziemloch kleines, lustiges Kaff. Scheinbar tummeln sich hier bei schönem Wetter viele Gras rauchende Hippies – das Dorf ist mit keinem Wegweiser beschildert, die wollen möglichst alleine gelassen werden. Wir kaufen uns etwas zum Frühstück und essen dieses im neu gestalteten, kleinen Citypark.

Die Fahrt geht nun weiter nach Point Reyes, dort wo wir schon mit unseren Velos durch gefahren sind. Hier gibt es heute einen Kaffee und weiter geht es zum Visitorcenter des Point Reyes National Seashore Parks. Auch hier waren wir schon einmal, darum gehen wir direkt zum Earthquake Trail, einem schönen Rundgang mit vielen Informationstafeln zum direkt unter uns durchgehenden St. Andreas-Graben. Am Wegrand beobachten wir grasende Rehe, die sich durch uns nicht stören lassen. An einem Ort, bei einem alten Holzzaun, sehen wir direkt wie sich die Erdplatten unter uns bewegen können. 1906 wurde San Francisco fast vollständig durch ein Erdbeben zerstört. Und hier wurde ein Gartenzaun fast 5 Meter verschoben. Das eine Stück des Zauns hat sich tatsächlich so weit vom anderen entfernt. Eindrücklich, wenn man das an so einem Beispiel sehen kann. Auch die Kinder können sich hier vorstellen wie sich die Erdplatten aneinander reiben.

Wir fahren weiter über sehr ausgetrocknetes, hügeliges Land. Wir kommen uns wieder vor wie irgendwo in der Sawanne Afrikas. Bald fahren wir in der Stadt Petaluma ein und hier passiert, was ich kaum verhindern kann. Ein riesiges Outlet-Dorf liegt uns zu Füssen. Tja, stressige Zeiten für die Geduld von Lorin und bald auch für meine Geduld. Aber noch viel stressigere Zeiten für die Kreditkarte, obwohl ich zugeben muss, dass die Preise hier doch sehr unglaublich und verlockend sind. Wie weden wir das nur schaffen, alles in unser erlaubtes Fluggepäck zu bringen? Ich glaube nicht, dass wir das schaffen werden – noch stressigere Zeiten…

Die Zeit vergeht ziemlich schnell und schon müssen wir unseren Übernachtungsplatz suchen. Wir entscheiden uns für den Campingplatz, von dem wir vor 2 Wochen noch gesagt haben, hier campen nur die absolut doofsten Touristen. Der Campingplatz liegt fast direkt neben der extrem befahrenen 101, einem Freeway der von Nord nach Süd, mitten durch San Francisco führt. Aber heute checken auch wir hier ein – also, müssen wir zugeben, dass wir genau so doof sind. Es stellt sich aber heraus, obschon wir den Freeway von unserem Platz aus sehen können (ca. 250 Meter entfernt), dass wir kaum etwas von den Autos hören. Der Wind weht ja meistens von der Küste her, also gegen den Freeway. Der Platz bietet alles, eine Hüpfmatte, einen kleinen Streichelzoo mit Ziegen, Hühnern und Eseln, eine Goldwaschanlage, ein riesiger Pool mit Hot-Tub, ein grosser, toller Spielplatz, ein Zelt mit TV, vor dem wir eben nun sitzen und einen Kinderfilm schauen. Na gut, das alles muss ja gut in Schuss gehalten werden, die Tiere müssen Futter haben, das Pool immer wieder gereinigt werden etc. Das ist jedenfalls Lorins Erklärung über den unvorstellbar hohen Preis, den wir hier bezahlen müssen. Wir haben auf unserer Tour günstigere Motels gehabt als dieser Zeltplatz, ich will doch nur ein Fleckchen Erde, eine Toilette und wenn möglich eine Dusche und nicht ein ganzer Rummelplatz – einfach nur Gaunerei! Spielt ja alles keine Rolle, die Kreditkarte ist ja noch warm von heute Nachmittag und da ist sie so richtig fit um noch mehr herzugeben…

Morgen wollen wir ins Napa-Valley wo wir hoffentlich ein paar gute Tropfen degustieren können. Im Gegensatz zur Kreditkarte, geht es uns allen prima!