07.08.2013 Bryce Canyon City – Panguitch Lake

Wir sind gar nicht unfroh den Bryce Canyon zu verlassen. Also um eines klar zu stellen, der Bryce Canyon ist ein Muss für jeden, der Utah besucht. Aber wie ich mehrfach erwähnt habe, sind wir inmitten dieser Touristen, hunderten von Mietcampern (es gibt anscheinend nur 3 Vermieter und jeder 3. Camper sieht genau gleich aus, wie wissen die überhaupt in welchen Camper sie zurück müssen?), hunderten von Mietwagen und vielen unfreundlichen Angestellten nicht wirklich wohl. Also, früh weg von hier und in Richtung der nächsten grösseren und seit langem grössten Stadt Panguitch mit sage und schreibe 1’650 Einwohnern.

Es ist kalt heute Morgen. Wie gestern ist der Himmel bedeckt und der Wind macht die ganze Sache nicht angenehmer. Auf der Zu- und Wegfahrstrasse hat es so früh noch nicht viel Verkehr, jedoch schon mehr als in den letzten Wochen. Heute wird auf dieser Strasse die zweite Etappe des härtesten Velorennens der USA, der Tour of Utah, durchgeführt. Uns kümmert das wenig, wir fahren ihnen entgegen und werden nur kurz warten müssen. Und ausserdem gibt es eine kurze Abwechslung diesem Rennen zuzuschauen. Aber vorerst dürfen wir auf einem 10 Meilen langen Radweg fahren- super und der ist wirklich einmalig schön. Kurz quatschen wir noch mit vier Rennradler aus der Region, welche heute das Rennen live sehen wollen.

Auf dem Radweg geht es kurvig runter, z.T. ziemlich steil und durch einen schönen Wald. Nun fahren wir in den Red Canyon… Da bleibt uns nun aber schon wieder die Spucke weg. Red Canyon – ein simpler aber unglaublich zutreffender Name. Das rote Gestein vor und im Bryce Canyon ist sehr intensiv und eindrücklich, aber das Rot im Red Canyon setzt noch einmal einen drauf! Und wir dürfen auf dem Radweg durch dieses tolle Gebiet radeln – ein Privileg das nicht viele haben! Beim Visitorcenter noch einen kurzen Zwischenhalt, dann weiter auf einen Parkplatz an der Strasse und hier warten wir auf die Rennfahrer. Vorerst fahren einige Polizeitöffs mit unendlich vielen Blinklichtern winkend an uns vorbei. Also nicht die Töffs winken, sondern die stolzen Polizisten darauf. Viele offizielle Autos, der Chief of soundso, der Manager of diesunddas, ein VIP Auto mit Fahrer und einem kleinen Jungen etc. Dann der Tour Director – welcher vor einigen Nächten in Torrey im Cabin neben uns übernachtet und uns heute wieder erkannt hat – viele mit noch mehr Blinklichtern geschmückten Dodges-Rennwagen, äh sorry, das sind ja Polizeiautos, noch mehr Polizei und Pressetöffs, nun ein Helikopter am Himmel und noch mehr Polizeiwagen und -töffs (heute könnte man wohl im Umkreis von 250 Kilometern jede Bank ausrauben, die Polizei ist ja auf der Tour…) und ja, da kommen die Hauptakteure, ein ganzes Feld von Rennfahrern und wuschhhhhhh sind sie durch. Nun viele Mannschaftswagen und was wohl? Genau, Polizeirennwagen und -töffs, presse und offizielle Autos und nun schon der mit vielen Besen geschmückte Besenwagen. Hey, war das alles? Ein paar Gümeler, vielleicht 80(?) auf dem Weg durch ein praktisch unbewohntes Gebiet von Utah, begleitet von einer Armee Polizisten und Offiziellen. Werbefahrzeuge wie bei der Tour de Suisse oder gar bei der Tour de France gibt es keine – zum Glück. Na ja, ist ja auch logisch, die könnten höchstens mit Saatgutwerbung für die paar Kühe am Strassenrand werben, alles andere wäre für die Katze – Katzen gibt es hier übrigens auch keine, also auch für die braucht es also keine Werbefahrzeuge…

Also, für uns war es ein lustiges Erlebnis und alle Utahner sind stolz auf ihre Tour – was wollen wir mehr? Wir plaudern noch kurz mit einem älteren Ehepaar aus Pensilvanya. Sie verpflegen uns mit Salzbrezeln und Chips, und ab geht es. Tatsächlich fahren wir einige Kilometer eine gerade Strecke runter vom Colorado-Plateau. Die geologische Geschichte dieses Plateaus haben wir gestern beim Ranger gelernt, heute können wir das gelernte direkt erleben. Dies hier zu erklären würde den Rahmen sprengen. Für alle Interessierten, auf Wikipedia kann man sicher alles nachlesen… Runter geht es mit einem kräftigen Seiten- oder fast Gegenwind. Doch bald schon können wir abbiegen und mit einem schönen Rückenwind geht es flott in Richtung Panguitch.

Wir freuen uns auf dieses Städtchen, vor allem haben wir auch keinen Verkehr mehr, die Camper sind wohl irgendwo verschluckt worden?! Im Städtchen finden wir eine super gemütliche Bäckerei. Hier gibt es erst einmal herrliche Zimtschnecken, Burritos und grosse Kaffees zum Aufwärmen. Es ist immer noch frisch draussen. Wir geniessen die Ruhe und vor allem die sehr freundlichen Leute. Hier wird wieder gefragt, gestaunt, geplaudert und einfach genossen. Die tausenden Touristen haben wohl gesehen was gesehen werden musste und da ist ein solch schnuggeliges Cowboystädtchen sicher nicht mehr wichtig. Gut für uns, wir fühlen uns wieder total im Element! Alle anderen verpassen z.B. den sehr freundlichen und seeeehr “grossen” Biogemüseverkäufer im überdimensionierten, aber passenden Maiskolben T-Shirt (mit dem könnte man eine Doppelmatratze anziehen) am Strassenrand. Alani und Lorin staunen nicht schlecht und finden schnell heraus, dass dieser in seinem bisherigen Leben wohl nicht nur Biogemüse gegessen hat. Die Tomaten von ihm sind aber ein Traum!

Nach der langen Pause – wir hätten noch Stunden dort verbringen können – fahren wir gegen den nächsten Berg, und was für einer. Die Strasse sehen wir von weitem, die Steigung macht Eindruck. Überall wird gewarnt von der Bergstrasse, Winterdienst nur am Tage und die schweren Trucks sollten nicht hier durch fahren. Eine Warntafel nach der anderen. Es Endet so, dass sogar ein offizielles Strassenschild sagt “This is not (Highway) 89”. Das ist der Highway, welcher den Furcht erregenden Berg umfährt. Noch weniger Verkehr für uns, wir geniessen es umso mehr, auch wenn es aufwärts geht. Es geht uns wirklich super heute, wir sind so richtig befreit und zwäg. Wieder sind wir in einem total anderen Gebiet, Pinienwälder und keine Spur mehr von roten Felsen. Die nächsten ca. 35 km Aufstieg fahren wir fast nur nebeneinander – und die Kinder sprudeln nur so vor Ideen was sie machen werden wenn sie nach Hause kommen. Ein Junior Ranger Programm etc. Man hätte jedes Wort aufnehmen sollen. Ein Kilometer um den anderen wird abgespult und wir merken es kaum – nach ca. 3,5 Stunden sind wir beim Campingplatz. Die aufmerksamen Leser haben gemerkt, dass wir im Schnitt beim Aufstieg 10 km/h hingelegt haben. Zwischendurch konnten wir auch flach fahren, sonst wären wir wahrscheinlich länger unterwegs gewesen 🙂

Der Panguitch Lake ist ein schöner Bergsee und schon bald fahren wir zum einzigen Einkaufsladen weit und breit. Getränke und Chips kaufen, auf die Schaukel auf der Terasse sitzen und geniessen. Wir erhalten von der Verkäuferin zwei Bio-Squash, welche wir heute Abend mit viel Butter andämpfen und in unser herrliches Reisgericht “integrieren”. Wieder mit ein paar Leuten plaudern und noch einmal etwas kleines einkaufen und ab auf den Campingplatz. Dieser liegt wunderschön inmitten der Pinien und ist ganz ruhig – na ja, auch nur so lange bis ein paar dieser überaus störenden Benzin-Stromgeneratoren für ca. 2 Stunden den Berg- und Waldfrieden stören. Aber Hauptsache, das Handy ist wieder aufgeladen – auch wenn es hier gar keinen Empfang hat. Trotz allem, ein wunderscöner Platz und welch ein Unterschied zum Campingplatz in Bryce Canyon City!!!

Och wie haben wir’s schön! Es geht uns prächtig, die schwarzen Wolken und Blitze mit Donnergrollen um uns haben uns wieder nicht getroffen, morgen können wir in Cedar City bei jemandem duschen und schlafen – was wollen wir mehr? 🙂

···schaut mal die letzten paar Tagesberichte an, ihr findet endlich auch Bilder dazu 🙂