06.09.2013 Monterey – San Francisco

Ein Tag im Auto – langweilig…

Wir beginnen unser Tag, ein wiederum sonniger Tag, mit Hausaufgaben und Zelt an der Sonne trocknen lassen. Hier ist es in der Nacht ziemlich feucht und somit das Zelt am Morgen nass. Wobei natürlich nur die äussere Hülle, drinnen sind wir trocken und wohl. Die Hausaufgaben werden nicht mit der grössten Begeisterung gelöst, aber an einem so schönen Plätzchen in der Sonne, da sollte man sich nicht beklagen. Ok, ohne etwas im Magen ist dies sicher auch nicht eine leichte Aufgabe.

Aber diesem Magengefühl helfen wir bald ein bisschen nach, so dass von dort her keine falschen Signale mehr kommen. Gestern haben wir im Denny’s fein gegessen, also wird auch das Frühstück nicht allzu schlecht sein. Und so sieht es auch aus, der Parkplatz ist praktisch voll, und dementsprechend auch das Restaurant. Wir essen noch einmal so richtig amerikanisch – Pancakes, Speck, Eier, Würstchen, Rösti – einfach alles was einem ein Fitnesstrainer wahrscheinlich verbieten würde. Aber wir haben keinen solchen PA – personal assistant – mit uns und so können wir auch das geniessen, was uns gerade so passt. Schade für mein antrainiertes Sixpack, das hat sich schon wieder in etwas anderes, undefinierbares verwandelt…

Auch hier werden noch ein paar Rechenaufgaben gelöst, ich trinke dafür sicher 4 – 5 Tassen Kaffee. Gemütlich und gestärkt für einen körperlich sehr inaktiven Tag verlassen wir Monterey über den weltbekannten 17-Mile-Drive, welcher via dem noblen Pebble Beach zum malerischen aber zu touristischen Städtchen Carmel und zurück führt. Die Küste auf diesem sehenswerten Abschnitt ist einfach wunderbar. Grosse abgeschliffene Granitfelsen wechseln sich mit unglaublich verknorzten und uralten Zypressen ab. Mit dem weiss schäumenden und hell- bis tiefblauen Ozean im Hintergrund einfach traumhaft. Auf der Landseite reiht sich einer um den anderen noblen Golfplatz für gewiss superreiche Herrschaften. Hier zu spielen ist ein unglaubliches Privileg, wahrscheinlich von den schönsten Golfplätzen überhaupt auf der Welt. Falls der Golfplatz nicht alles Land aufgebraucht hat, dann steht dort natürlich eine wahnsinns Villa. Hier noch eine und da noch eine und überhaupt, bis Carmel sind es dann sehr viele und immer grössere und unglaublichere. Ich weiss, ich schreibe heute ein bisschen viel in der Superlativen, aber man kann hier kaum von etwas anderem sprechen – alles andere wäre Tiefstaplerei.

In Carmel schnappe ich mir, während Ariane und Alani unser Pick-Nick einkaufen, eine Hochglanzbroschüre mit den zu verkaufenden Objekten der Gegend. Uiuiui, ich muss wohl noch ein paar Jahre arbeiten um mir ernsthafte Gedanken über einen Umzug an den Pebble Beach machen zu können. Aber dennoch ertaunen mich die Preise, ich hätte mir sie noch höher vorgestellt. Aber eben, ob hoch oder noch höher, kommt alles nicht drauf an, es ist so oder so zu hoch.

Wir fahren also weiter und stoppen an einem Aussichtspunkt weit oberhalb des Pazifiks. Nicht unser Koch oder der Butler streicht unsere Sandwiches, nein, wir selbst tun das und es ist uns wahrscheinlich auch wohler so. Fein sind sie so oder so. Die Fahrt auf dem 17-Mile-Drive geht weiter und die Kinder fragen schon lange “wie weit noch?”. Ja, Lorin steigt schon lange gar nicht mehr aus dem Auto, Alani ist es auch eher zuwieder. Die beiden sind nicht wirklich zufrieden so lange im Auto zu sitzen und immer wieder anzuhalten, auszusteigen und “das immer Gleiche” anzuschauen. Doch die lange Rückfahrt nach SF wartet noch auf uns.

Wir fahren auf den Freeway, nehmen also die rund 260 km auf der schnelleren Route in Angriff. Doch schon bald verlassen wir diese zugunsten einer nächsten sehenswerten, langsameren Strasse. Wir fahren über den schmalen, kurvigen und bergigen Skyline Drive in richtung unseres Zieles. Es geht weit und immer weiter rauf. Wir stellen uns diese Steigung vor wenn wir sie auf unseren Fahrrädern machen müssten. Da geht es heute schon etwas ringer. Ganz oben sehen wir dann auf der linken Seiten den Pazifik und auf der rechten die Bay von San Francisco. Wahnsinnig schön, für die Kinder immer langweiliger und so wird halt gegeneinander gehänselt und gestritten und die Eltern hässig gemacht. Ich glaube, wir sind nicht für längere Autostrecken gemacht… Oder eben, wir Eltern haben wieder einmal ein bisschen zu viel von den beiden verlangt, heute kein Spielplatz, kein Toben und Umherrennen, kein Strand, kein gar nichts… Da muss man halt im Auto – und wir checken es erst nachdem wir am Ziel sind…

Die letzten Kilometer sind doppelt anstrengend. Zwei zwängelnde, streitende und schon fast umherhüpfende Kinder hinten drin und jetzt noch auf einer 4 – 5 spurigen, voll gestopften Autobahn mit links UND rechts überholenden Autos und zwischendrin auch mal ein Motorrad. Das nenne ich eine Herausforderung auf höherer Stufe und ich bin froh, dass wir ohne Zwischenfall und ohne Stau und sogar ohne uns zu verfahren direkt zu Alanis Wohnung finden. Dort erwartet uns Stephanie, Alanis Mutter, die heute von Seattle hierher geflogen ist. Auch Sophia, Alanis Schwester ist aus Alabama hier gelandet und steht auch schon da. Schade nur, dass wir keine 5 Minuten Zeit haben uns hallo zu sagen. Ich muss sofort wieder weg – kein Parkplatz und sie haben einen Tisch fürs Abendessen reserviert und müssen auch gleich weg.

Für Ariane und die Kinder ist hier finito und schon bald Bettzeit. Ich muss mich wieder in die mehrspurige Schlange rein wagen. Unser Auto muss ich heute noch am Flughafen zurück bringen. Also eine halbe Stunde dort hin, da der Vermieter nicht direkt am Flughafen ist, dort auf den Shuttle-Bus warten, mit dem Bus zum Flughafen, dann mit der Flughafenbahn rund um den ganzen Flughafen, danach mit dem BART – dem Zug in und um San Francisco – wieder zurück in die Stadt und von da aus noch zwei Blocks durch die dunklen Gassen zu Alanis Wohnung. Gute 2 Stunden dauert dieser Spass und ich bin kurz vor halb zehn wieder zurück. Ariane erwartet mich, die Kinder schlafen schon und Alani und Dan sind noch nicht zurück. Jetzt genehmige ich mir ein feines Bier aus San Francisco und einen grossen Burrito vom Mexikaner unten an der Ecke.

Ein schöner Tag, eine zu lange Fahrt (für die Kinder), aber uns geht es nach wie vor bestens. Leider bricht morgen unsere letzte Woche an. Wir gewöhnen uns langsam an das Leben in den Ferien 🙂