04.08.2013 Calf Creek – Escalante

Die Mäuse haben diese Nacht unser Gepäck in Ruhe gelassen. David, der nette Nachbar welcher mich gestern mit einem Bier verwöhnt hat, hat mich gewarnt, es hat tausende von Mäusen, und die knabbern alles an. Die haben wahrscheinlich den Geschmack von Schweizern nicht gerne 🙂

Wir machen uns auf einen heftigen Aufstieg aus dem Canyon gefasst. Und tatsächlich, wir können uns nicht einfahren, es geht sofort sehr steil hinauf. Nachdem die Muskeln warm sind geht es ganz gut. Wir ziehen ziemlich toll durch und stoppen erst fast am Ende der ersten Steigung, bei einem Aussichtspunkt. Schon werden wir wieder mit grossen Augen bewundert, ihr Auto kommt kaum diesen Berg hoch, wie macht ihr das nur mit diesen schwer beladenen Bikes? Tja, wir haben schon einige Pässe hinter uns, sind in Denver gestartet… Und nun müssen sie ihre Augäpfel fast mit den Händen auffangen, so weit sperren sie ihre “Gucker” auf.

Also, es geht weiter, ganz kurz etwas flach oder sogar runter und da sehen wir sie vor uns, die Wand der Wände, der Fels der Felsen, the rock of the rocks, die Mauer aller Mauern… Ok, gerade so schlimm ist es nicht, aber wenn wir die Strasse nicht irgendwo weiter oben sehen würden, dann könnten wir uns nicht vorstellen, dass wir irgendwie hier rauf radeln können. Nicht umsonst heisst diese Strasse “Million Dollar Highway”. In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts, während der Rezession, wurde ein Programm gestartet, um die vielen arbeitslosen, jungen Männer zu beschäftigen. Und die haben hier mit viel Schweiss und x Tonnen Dynamit die Strasse gebaut. Vielen Dank ihr Helden!

Nun kämpfen wir uns also weiter die Wand hinauf, es ist gar nicht so schlimm wie es aussieht, denn zwischendurch wird es wieder flacher, oder sagen wir mal weniger steil. Nach gut 2 Stunden haben wir den Aufstieg aus dem tiefen Canyon geschafft und nun geht es gegen den Wind die letzten Meilen Escalante entgegen. Wie immer, und auch wenn wir heute nicht weit geradelt sind, ziehen sich die letzten Kilometer wahnsinnig in die Länge. Vor Escalante schauen wir uns eine kleine Ausstellung mit Wagen der früheren Siedler an. Wahnsinn, wo die mit diesen klapprigen Kisten alles durch sind. Das waren die richtigen Helden, da ist unsere Tour der reinste warmduscher-wohlfühl Trip.

Bereits am Mittag sind wir im Dorf. Der grosse Einkaufsladen ist geschlossen, es ist Sonntag und die Mormonen arbeiten an diesem Tag nicht. Wir Schweizer sind uns diese Öffnungszeiten gewohnt, aber hier in Amerika bin ich total über diesen Unsinn frustriert. Was soll das eigentlich? Wir sind hier in den USA, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, also auch 7×24 Einkaufen! Hei Mormonen, wacht auf… Als Fahrradfahrer in dieser Gegend sind wir auf alle Läden mit einigermassen Waren in den Gestellen angewiesen – aber nicht auf geschlossene. Nicht mal der Subway Schnellimbiss ist geöffnet, also essen wir nebenan in der Burgerbude, die ist zum Glück in Betrieb.

Hier treffen wir Karim aus Zürich, er ist mit seinem Host Vater von San Diego unterwegs. Ein nettes Duo und schön, wie zwei Generationen das Land erkunden. Gute Reise ihr beiden, es war nett mit euch zu plaudern. Nun gehen wir noch in den einzigen geöfneten Tankstellenshop. Die Auswahl ist nicht rosig und wir stehen frustriert vor den Gestellen. Dort werden wir beobachtet von zwei jungen, ja schon wieder Schweizer, leider hab ich wieder vergessen nach ihren Namen zu fragen. Sie haben Erbarmen mit uns und schenken uns eine Packung Barilla Teigwaren. Hey, vielen Dank ihr beiden, ihr habt uns vor diesen schaudrigen “Cheesemaccaronis” bewahrt. Falls ihr mal hier auf der Seite seid, bitte schreibt doch eure Namen und Email ins Gästebuch…

Ach, ich hab ganz vergessen, dass wir vor der Tankstelle noch mit einem grossen Truckfahrer, ja, nicht nur sein Truck ist riesig, sondern auch er, gesprochen haben. Als er hört von wo wir her geradelt sind, wackeln auch ihm fast die Ohren. Und als ich ihm vom weiteren Routenverlauf erzähle winkt er ungläubig ab, lächelt höhnisch und wünscht uns nur noch Glück. Wir dürfen sogar noch in seinen riesigen und wunderschönen Truck. Wow, der hat ein riesiges Bett hinten drin…

Wir finden schon bald einen schönen Zeltplatz und freuen uns über einen langen Nachmittag. Doch autsch, Ariane wird von irgend einem Viech gebissen oder gestochen. Sie sieht im ersten Moment nur noch Sterne und es schmerzt sehr. Der Campingwart sagt so beiläufig, als Ariane Eis holt, das könnte eine Spinne gewesen sein oder auch ein Skorpion. Aber wenn es ein Skorpion gewesen wäre, dann würde sie wohl nicht mehr so regelmässig atmen. Schön,danke für die Beruhigung… Es hat sich etwas beruhigt, aber schmerzt auch nach 6 Stunden noch.

Hier im Camping hat doch noch was geöffnet, nämlich ein sehr nettes und schönes, kleines Restaurant. Liebes Schweizer Päärchen, von denen ich den Namen nicht weiss, wir haben eure Pastas nicht gebraucht, haben im Restaurant wunderbaren, frischen Salat, herrliche Sandwiches und vor allem grosse und süsse Desserts gegessen. A cyclists dream! Aber wir werden an euch denken, wenn wir die Teigwaren essen werden. Wir können sie ganz bestimmt noch gebrauchen!

So, 20:30 – uns geht es trotz Spinnenbiss und geschlossenen Einkaufsläden wunderprächtig. Schlafen ist angesagt, Bilder kommen später – da gibt es ja welche im gestrigen bericht 🙂