03.08.2013 Torrey – Calf Creek Campground

Ausgeschlafen haben wir gestern, heute gilt es wieder ernst. Um 5.30h stehen wir auf, wir möchten gerne um 6.30 auf der Strasse sein. Aber wir brauchen etwas länger, um 7.15h ist es dann so weit. Es ist ziemlich kühl heute Morgen, die ersten beiden Kilometer können wir gut rollen, ab dann geht es die nächsten Stunden nur noch aufwärts. Es hüpfen unendlich viele Hasen und Kaninchen neben der Strasse herum. Schön, zuzuschauen wie auch die Natur erwacht. Wir haben einen nächsten Pass auf dem Programm. Einen “no name Pass” mit immerhin 9’600 feet, d.h. Mit meiner ganz einfachen Umrechnungsformel ca. 3’200 m.ü.M. Also los, den packen wir…

Wir fahren in den Dixie National Forest, ein wunderbarer Wald. Tatsächlich verlassen wir heute für kurze Zeit die Wüste und die Felswände rund um uns. Wow, welch ein Gefühl, wieder einmal in den Bäumen zu fahren. Zuerst fahren wir in einem Pinienwald. Langsam, mit ca. 5 Stundenkilometer schnaufen wir hinauf, die morgendlichen Temperaturen sind schnell vergessen oder besser, wir wünschen sie uns wieder zurück. Wobei es heute eigentlich nicht richtig heiss wird, es bleibt den ganzen Tag, oder wenigstens bis wir im Ort “Boulder” sind, unter 30 Grad.

Trotz den bekannten Nationalparks rundherum, Arches, Canyonlands, Capitol Reef, Bryce, Zion etc. ist der Verkehr sehr ruhig. Wir haben zwischendurch die Strasse ganz für uns, herrlich. Nach ca. 2 Stunden Fahrt stoppen wir für eine Zwischenverpflegung. Es duftet herrlich nach Pinien, wir geniessen die Stille am Strassenrand. Wir machen uns auf, jetzt folgen die härtesten Passagen, lang und 10 % Steigung. Aber auch die meistern wir souverän. Nun fahren wir nicht mehr durch Pinienwald, sondern durch Birkenwald, so schön. Beim nächsten Aussichtspunkt, nach ca. weiteren 5/4 Stunden stoppen wir wieder. Zwei Familien aus der Schweiz, aus Bülach und aus dem Knonaueramt, sprechen uns an und es wird ein längeres, lockeres Gespräch. Wir dürfen auch noch unsere leeren Wasserflaschen (eine warme Gallone hätte ich schon noch in Reserve gehabt) mit kühlem, frischem Wasser auffüllen, herzlichen Dank! Und weiter geht die Reise…

Bei einer alten Rangerhütte machen wir unseren Mittagshalt, unter hohen Bäumen und zusammen mit zig Hummingbirds (Kolibris). Toll, denen zuzuschauen. Die Kinder erhalten noch Malhefte und Bleistifte von den beiden Rangers. Ich kriege einen Kaffee 🙂 Unter den grossen, Schatten spendenden Nadelbäumen (sind es wohl Douglasien?) füllen wir unsere Tanks. Zwischendurch müssen wir zwar an die Sonne, es ist wieder kühler. Der Wind wird stärker und die letzten paar Meilen haben wir zeitweise richtig starken Gegenwind.

Nach knapp mehr als 4 Fahrstunden und über 6 Stunden unterwegs, treffen wir auf dem Pass ein. Es windet heftig, die obligaten Passfotos werden geschossen und nun geht es abwärts – denken wir. Tja, zu früh gefreut, nach ca. 2 Kilometer gehts noch einmal zünftig, zum Glück nicht zu weit, rauf. Oben erwartet uns die Medienverantwortliche der Tour of Utah, dem wichtigsten Radrennen in den USA, welches am Dienstag startet und hier durchführt. Es starten da viele Teams welche auch an der Tour de France am Start waren, unter anderen auch drei Schweizer. Sie kann uns die Namen leider nicht sagen, will ihnen aber dann von uns erzählen. Sie ist beeindruckt von uns und lädt uns an die Pressekonferenz ein, wir seien dort willkommen, am Montagabend in Cedar City, wir wären die Attraktion. Sie meint es wirklich ganz ernst, aber wir schaffen es nicht in zwei Tagen nach Cedar City. Trotzdem nimmt sie unsere Namen auf, schiesst ein Bild und sie will es Eurosport, welche die ganze Tour übertragen werden, übergeben. Tja, schaut doch alle ab Dienstag Eurosport, vielleicht verfliegt sich ja ein Heli und sendet uns lahmen Sattelschlepper anstelle die schnellen Gümeler 🙂 Wir erhalten noch ein paar Powerbars und weg ist sie…

Nun geht es aber wirklich runter, runter nach Boulder unserem geplanten Tagesziel. Dieses Städtchen hat laut unserer Karte alles was man braucht, auch einen Campingplatz. So stoppen wir noch vor dem Dorfzentrum und schauen uns das toll gemachte Anasazi Museum an. Viele Fundgegenstände und draussen eine ausgegrabene Siedlung werden gezeigt. Nach einer weiteren Stunde, es ist mittlerweile schon halb fünf, geht es nun ins Zentrum, zum Einkaufsladen. Oje, das Zentrum entpuppt sich als eine Tankstelle und einem Shop, kaum grösser als in der Schweiz ein Kinderzimmer. Es hat aber das Nötigste im Angebot – also kaufen wir unsere Pastas. Der Campingplatz ist eigentlich der Parkplatz, ca. 4 Stellplätze und die sehen aus, als wären sie nicht mehr in Betrieb…

Also machen wir uns auf, es geht noch einmal 24 Kilometer bis zum nächsten, primitiven Campground. Der Ladenbesitzer sagt, eine Meile rauf und dann nur noch runter. Für einmal hat auch ein einheimischer Autofahrer Recht. Aber die eine Meile aufwärts hat es doch noch in sich. Und dann, jetzt sage ich doch noch was über die Landschaft, und dann explodiert vor uns wahrlich die Aussicht. Noch nie habe ich so was schönes gesehen – Grand Staircase Escalante National Monument – da kannst du den Grand Canyon gerade vergessen. Links und rechts von uns fällt die Strasse zig, wenn nicht hunderte Meter ab in eine nicht beschreibbare Felsenwelt. Wir stoppen fast bei jeder Kurve und wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Dies kann man nicht in Worte fassen, darum versuche ich es auch nicht. Ich werde ein paar Fotos aufschalten, aber sicher kann man auch auf denen diese ganze Pracht nicht widergeben. Sowieso, ich habe auch von der Aussicht der bisherigen heutigen Etappe nichts geschrieben. Auch da hatten wir fast in jeder Kurve eine unbeschreibliche Aussicht. Ihr könnt hoffentlich dann in unserer geplanten Diashow etwas von diesem Naturwunder sehen.

In einer 14 % steilen Abfahrt (zum Glück mussten wir da nicht rauf – aber wir wissen noch nicht was uns morgen erwartet) sausen wir runter in den Calf Canyon. Hier finden wir den idyllischen Campground am Bach, wo wir uns sofort abkühlen. Ein “Las Vegasianer” ist auch da und hat uns heute mit dem Auto überholt. Er ist schwer beeindeuckt von der ganzen Familie und drückt mir fürs Bad im Bach eine Flasche Bier in die Hand. Was für ein Bad!

Heute wird es schon dunkel bis wir im Bett sind. Es war ein langer Tag, über 11 Stunden waren wir unterwegs. Und nun können wir bei Bachrauschen und lautem Grillenkonzert gut schlafen.

Wir sind “zfride” und “zwäg”!