Werden wir es schaffen? Machen wir das Richtige? Wollen wir nicht zu viel?

(Daniels Gedanken)

3 Wochen und 3 Tage bis zur Abreise – doch die Reise hat schon lange begonnen…

Seit vielen Wochen, Monaten, ja sogar Jahren sind wir am Planen unserer bevorstehenden Reise. Wir haben tage- und nächtelang über ein Familienabenteuer in dieser Art diskutiert und uns darauf physisch und psychisch vorbereitet. Auf unseren bisherigen Touren haben wir die Tauglichkeit der Kinder überprüft, und sie langsam unserem Traum näher gebracht. Ist es auch ihr Traum?

Wahrscheinlich sind beide noch zu jung um einen solchen Traum zu träumen und sie wissen nicht wirklich wie es ist, während ganzen 10 Wochen “on the road” zu sein. Aber wir haben während den letzten Jahren immer wieder darüber gesprochen, ihnen Bilder gezeigt und auch verschiedene Sachen über die USA erzählt. In einem Englischunterricht haben sich beide seit fast 2 Jahren auch an die Sprache gewöhnt. Gut vorbereitet also…

Die konkrete Routenplanung hat “erst” vor einigen Monaten begonnen, genauer vor ca. einem halben Jahr. Doch je näher die Reise kommt, desto mehr Gedanken schwirren mir durch den Kopf. Gestern habe ich noch einmal die Beschreibung unserer Route durchgelesen – und die Nerven begannen zu flattern. Warum? Hier eine kurze Zusammenfassung dieser Beschreibung:

Zuerst macht es einem so richtig an…

Die Route in Colorado führt durch Täler der bewaldeten Rockies, durch kleine Touristenorte in denen man gemütlich einen Espresso trinken, shoppen oder im Winter die Skipisten runter düsen kann. Im Südwesten des Staates Colorado durchquert man die grössten Bohnenanbaugebiete der USA bevor der Staat Utah erreicht wird. Utah alleine könnte ein Reiseziel sein, so viel Sehenswertes hat dieser Staat zu bieten. Die Western-Express Route führt einem durch die spektakulärsten Landschaftswunder der USA. Capital Reef National Park, Bryce Canyon, Natural Bridges National Monuments, Escalante und Cedar Breaks – um die bekanntesten Sehenswürdigkeiten zu nennen.

…und hier beginnt nun das Nervenflattern…

Neben den einmaligen Naturwunder in Utah führt die Strecke durch die unbewohntesten Gebiete der ganzen Nation. In Nevada geht es über einen sogenannten “Roller Coaster” – eine Achterbahn, rauf und runter. Ein Dutzend Pässe sind auf der “Lonliest Road in America” zu bezwingen, unendlich lange und kurvenlose Strassen führen durch die sogenannten “Basins”. Neben den steilen Anstiegen kann auch die hohe Temperatur (bis über 40 Grad Celsius im Schatten), das wenig vorhandene Wasser und die unendlich langen Strecken ohne “Service” eine Herausforderung darstellen. Auf den mehreren hundert Kilometern durch Nevada begegnet man gerade mal 3 Bäumen – und diese Bäume stehen alle an ein und der selben Stelle. Die längste Strecke ohne irgendwas wird 140 Kilometer betragen.

…auf was lassen wir uns da nur ein…

“Die Western Express Route ist nur für erfahrene Tourenradler geeignet” heisst es weiterOk, das nehmen wir für uns in Anspruch. “Wir empfehlen die Route nur erwachsenen Personen über 16 Jahren mit einer “Driving Licence” – einem Führerschein alsoNa gut, wenn man ehrlich ist nützt einem der Führerschein auch nicht wirklich etwas. Am Strassenrand bei brütender Sonne und 50 Grad, ohne Wasser mit zwei voll beladenen Tandems und zwei Kindern – was willst du da mit einem Führerschein???

Und doch haben wir uns für diese Herausforderung entschieden – wir sind über unseren Schatten gesprungen und versuchen die “Angst” oder Bedenken zu verdrängen, welche sich hie und da breit machen. Wir wollen ein Abenteuer ERLEBEN. Auf eine andere Art als die meisten anderen ein wunderbares Land entdecken. In einem Tempo durch die Landschaft fahren, in dem man vieles entdecken kann was in einem motorisierten Vehikel unentdeckt bleiben würde. Wir wollen das Wetter, die Temperatur und die Kontur des Landes spüren. Wir wollen die unmittelbare Umgebung riechen und hören. Und ganz bestimmt werden wir mit unendlich vielen netten Leuten ins Gespräch kommen, mit ihnen etwas trinken, etwas essen oder bei ihnen übernachten.

Auf die oft gestellte Frage “Warum tut ihr euch das bloss an?” kommt mir immer wieder mein persönlicher Lieblingsspruch in den Sinn:

Twenty years from now you will be more disappointed by the things that you didn’t do than by the ones you did do. So throw off the bowlines. Sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in your sails. Explore. Dream. Discover.
Mark Twain

In 20 Jahren wirst du mehr enttäuscht sein über die Dinge die du nicht getan hast, als über die Dinge die du getan hast. Also löse die Knoten, laufe aus aus dem sicheren Hafen. Erfasse die Winde mit deinen Segeln. Erforsche. Träume. Entdecke
Mark Twain