31.08.2013 San Francisco

Heute sind wir auf Einkaufstour…

Nachdem uns Alani, also die amerikanische Alani, und Dan verlassen haben, essen wir unser Frühstück und planen den Tag. Alani und Lorin machen ihre “Hausaufgaben”, während ich im Internet versuche rauszufinden, wohin wir am besten wie kommen. Wir wollen uns mal ins Gewühl des Laborday-Ausverkaufes wagen. Mit der U-Bahn “BART” fahren wir in die Downtown. Dort kommen wir aus dem Untergrund ans Tageslicht und voll ins Gewühl… Wir kommen nicht weit, denn nach ein paar Meter sehen wir einen Kleiderladen, welcher wahrscheinlich für alle von uns etwas hat. Ich bin es leid in immer den gleichen Shorts und T-Shirts rumzulatschen, ich muss etwas anderes zum Anziehen haben. Also nichts wie rein…

Es vergehen fast zwei Stunden bis wir wieder draussen sind. Beladen mit einer grossen Tasche voll Kleider und erleichtert um einige Dollars kommen wir wieder an die frische Luft. Ich wollte mich mit neuen Kleidern eindecken, habe dies auch gemacht, aber ich glaube fast, andere haben noch etwas mehr gefunden. Pooah, wie wollen wir das der Swiss erklären, resp. da haben wir wohl Übergewicht zu bezahlen oder wir werden wie Michelin-Männchen in den Flieger steigen…

Das Baggage schleppt nun Ariane durch die ganze Stadt – und wir laufen weit! Sie will es partout nicht mir zum Tragen geben, ich soll Fotos machen. Ist es ihr schlechtes Gewissen oder was? Nein, ich kann alle beruhigen – Ariane hat nicht viel eingekauft, es hat wohl am meisten für die Kinder… Wir besuchen den Nike Store, Patagonia, Marmot, Puma und wie die alle heissen. Die Kinder und auch ich finden noch ein paar Sachen mehr. Nespresso, Swatch, Armani und Prada lassen wir (zum Glück für die Kreditkarte) links liegen. Der Hunger treibt uns an, wir marschieren die steilen Strassen hoch und danach wieder runter. In der Nähe finden wir das Cablecar-Museum und das wollen wir sicher nicht verpassen. Dort wird uns auf anschauliche Art und Weise erklärt, wie so ein Cablecar funktioniert. Ein kleines aber feines Museum – jedem SF Besucher wärmstens zu empfehlen.

Es ist bereits 14.00h und unsere Mägen schreien nach Essen. Alani hat in den letzten Wochen immer wieder vom Essen in Chinatown geschwärmt – sie wusste es ja nicht besser… Also, ab in die andere Welt in der gleichen Stadt. Von einer Strassenseite auf die andere ist man wirklich wie in einem anderen Land. Die Häuserfassaden sind mit Werbung und Schildern voll, natürlich in chinesischen Schriftzeichen. Die Leute sehen anders aus und im nu sind wir fast die einzigen Weissen in der Strasse. Wir haben wohl eine ganz spezielle Strasse erwischt, denn weiter unten gibt es natürlich auch viele andere Touristen. Aber hier, wir nennen sie mal “Marktstrasse”, hier sind wir wirklich die Exoten! Tonnenweise Gemüse und Früchte, bekannte und unbekannte, werden angeboten. Ein emsiges Treiben zwischen den Geschäftern. Ich weiss nicht ob die Geschäftsleute im Griff haben wer was nimmt und bezahlt oder eben nicht bezahlt. Weiter geht es zu den Metzgereien und Fischständen. Es ist nicht gerade so extrem wie in gewissen asiatischen oder eben chinesischen Städten, aber die schweizerischen Richtlinien im Fleisch- oder Fischverkauf werden hier anscheinend nicht wirklich angewandt. Auch die Haltung von Lebewesen, sprich lebenden Fischen, interessiert hier wohl niemanden. In einem Waschbecken schwimmen, oder eher stecken so viele grosse Fische, die können sich nicht bewegen. Wir schauen einem Käufer zu, wie er einen Fisch um den anderen in die Hand nimmt und begutachtet – und die leben alle, können aber eben nicht einen Zentimeter vor dem Interessenten flüchten. Wir können das nicht nachvollziehen oder geschweige denn verstehen…

Alani ist ab sofort nicht mehr wirklich begeistert, hier ein Restaurant aufzusuchen. Wenn Alani etwas nicht will, dann heisst das, dass Lorin es umso mehr will… Und wenn Alani etwas nicht will, dann will sie es nicht – und zwar konsequent! Und wenn Lorin etwas will, dann will er es – und zwar noch viel konsequenter weil es Alani nicht will. Das heisst, unsere Entscheidung wird für eines der beiden sowieso “gemein” ausfallen, nicht einfache Situation, gar nicht einfach! Wir spazieren durch diese chinesische Stadt und ganz ehrlich, ich habe auch nicht mehr wirklich so extrem Bock auf chinesische Küche. Ariane, die immer sehr skeptisch gegenüber fremden Küchen ist, ist die, die uns doch für ein Restaurant in dieser Gegend motiviert. Wir gehen in eines, welches nicht gerade schäbig, aber auf keinen Fall wie wir es gewohnt sind, aussieht. Es ist eher eine Halle, auf den ersten Blick essen hier nur Chinesen und die an den Wänden angeschriebenen Menüs können nicht chinesisch sprechende Menschen unmöglich entziffern. In dem Tumult setzen wir uns an einen hinteren Tisch und studieren die doch noch übersetzte Karte. Viel verstehen wir nicht und als uns der eher schlecht als recht englisch sprechende Kellner informiert, dass unser bestelltes Menü ausgegangen ist und uns etwas anderes empfiehlt, da verstehen wir ganz und gar nicht mehr jedes Wort. Wir bestellen einfach…

Alani ist immer noch nicht glücklich über unsere Entscheidung hier zu essen – dafür blüht logischerweise Lorin umso mehr auf. Und die beiden ziehen es auch durch. Alani isst kaum mehr als zwei Stäbchen, resp. was sich in diesen verfangen hat. Lorin verschlingt die Reisnudeln in Sojasauce mit dem Gemüse und Rindfleisch umso mehr! Das süss-saure Schweinefleisch mit Reis ist eher süss als sauer, aber schmeckt uns sehr. Zum Glück haben wir nur zwei Gerichte bestellt, denn es sind so riesige Portionen und es essen eh nicht alle der Familie mit, so haben wir mehr als genug. Ein unglaublich gutes und reichhaltiges Mittagessen mit Getränken für keine 18 Dollar – wow, da muss man zu Hause nicht mehr kochen, da ist das Essen im Restaurant viel günstiger…

Es geht weiter durch die chinesische Stadt, aber nun treffen wir auf viele weisshäutige Touristen. Natürlich befinden wir uns jetzt in den Souvenir-, T-Shirt-, Taschen- und Ramschläden. Wahnsinn was hier alles zu kaufen rumliegt. Ganz genau die gleichen Souvenirs, welche wir vorhin im Cablecarmuseum gesehen haben, die sind hier nur noch halb so teuer… Tja, hier sieht man gut wie einfach Geld verdienen ist wo sich Touristen tummeln. Ein Highlight ist auch noch unser Gang auf die Toilette in einem Park in Chinatown. Was es in diesem Park zu sehen gibt, das ist sehr unterhaltsam. Karten- und Steine spielende Menschen überall, Penner und Bettler hier und dort, dazwischen Kinder und Mütter, Grossväter und Nannies. Wow, allein der Besuch in diesem Park ist ein Erlebnis für sich. Lorin lässt das kalt und hangelt sich auf dem Spielplatz neben schlitzäugigen Buben und Mädchen – Kinder eben. Die Kinder machen hier keinen Unterschied zwischen Rassen und Kulturen, und alleine das zu sehen ist eine solche Reise wert. Die Kinder kümmert es nicht, dass einen Meter neben ihnen ein schlafender, in äusserst schmutzigen Kleidern, Penner auf der Bank sitzt. Es kümmert sie nicht, ob der Knabe neben ihnen gelbe Haut und Schlitzaugen hat, es kümmert sie nicht, dass ein paar Meter nebenan die Polizei sich um einen Penner mit einer Platzwunde an der Stirn kümmert. Für sie ist es hier wie irgendwo sonst; ein Park, ein Spielplatz und vor allem eine Anlage für Menschen aller Kulturen und sozialen Schichten.

Wir gehen weiter, langsam oder eben urplötzlich aus Chinatown hinaus. Von einer Strasse in die andere, von einer Welt in die andere. Nun stehen wir im italienischen Viertel. Restaurant neben Restaurant. Kleine Tischchen und Stühle draussen auf dem Trottoir und Leute, welche genüsslich an ihrem Cappucino oder Espresso nippen. Ältere italienische Herren in lautstarken Diskussionen, einfach herrlich! Und plötzlich wieder Yves St.Laurent, GAP, H&M etc. Hier wieder Downtown San Francisco mit all den wunderbaren und verlockenden Läden.

Wir wollen uns noch beim Bikeshop zeigen, der uns Kartonboxen für unsere Bikes für den Heimflug aufbewahrt hat. Wir marschieren durch die ganze Downtown, zwischen Touristen, Hippies, Neureichen, Homlesspeople und Strassenkünstlern. Sehr interessant, aber auch zum Nachdenken… Wir finden den Bikeshop, aber der hat bereits abgeschlossen. Also zurück zur U-Bahn, aber vorher noch kurz das Abendessen einkaufen. Erst nach halb acht sind wir zurück und bis wir in die Federn sinken, vergehen noch ein paar Stunden mit Essen, Abwaschen, Duschen und noch einem DVD mit den Kindern.

Ein langer, abwechslungsreicher und anstrengender Tag. Viel marschiert, viel anprobiert und viel bezahlt 🙂