22.07.2013 oberhalb Ridgeway – Telluride

Heute schummeln wir ein bisschen, haben einen super easy Tagesbeginn und einen etwas heftigeren Etappenschluss.

Um 6.15h duftet es bereits herrlich die Treppe runter, bis in unser Schlafzimmer. Gebratener Speck, mmmh! Es dauert nicht lange, sitzen wir alle zusammen am Tisch und geniessen Eier, Speck, diesmal scharfer Haferbrei (mit Olivenöl, diversen Chilisaucen, Pfeffer und Salz), Früchten, Brot und Käse oder Konfi und und und… Ein wiederum sonniger Tag erwartet uns, wir können uns auch heute kaum von dieser wunderbaren Umgebung erholen – weit ab von der Zivilisation mit unglaublicher Ruhe.

Wir packen unsere Sachen und fahren ganz schweizerisch pünktlich um die geplante Zeit – 8.00h – ab. Natürlich nicht ohne uns herzlich von Holly zu verabschieden und zu bedanken. Felix fährt uns und unsere Bikes mit Gepäck im Lieferwagen den Berg hinunter nach Ridgeway. Er will uns unbedingt nach Ouray und dann rauf auf den Red Mountain Pass,  nicht wirklich unsere Richtung, fahren. Diese Gegend müssen wir einfach gesehen haben. Na gut, wir lassen uns gerne chauffieren und die Gegend zeigen. Ouray ist ein schönes “Western-” oder eben Mienenstädtchen, heute etwas touristisch angehaucht. Ab da geht es aufwärts – wir können es kaum fassen wie herrlich und wunderschön die Strasse resp. die Umgebung rauf zum Pass ist. Felix hält an verschiedenen Stellen an, so dass wir unzählige Fotos schiessen können. Wie hätten wir das wohl im analogen Zeitalter der Kameras geschafft? Nur allein für die Filme hätten wir wohl einen Anhänger mitführen müssen 🙂

Oben, nicht ganz auf der Passhöhe lässt uns Felix die Bikes ausladen. Das Gepäck bleibt im Auto und wir lassen uns die nächsten 15 Minuten ohne einmal zu pedalen den Berg hinunter rollen. Genau so wie wir bisher die Touristenbusse gesehen haben, liessen wir uns nun auch auf den Berg führen um einfach nur runter zu brausen. Einmal muss das erste Mal sein – und heute aber richtig. Denn unten in Ouray laden wir die Velos wieder in den Lieferwagen und Felix bringt uns zurück nach Ridgeway und dann noch den Berg hoch auf den Dallas Divide Pass. So sparen wir uns etwa 2 1/2 Stunden bergauf strampeln und ca. 2 Liter Schweiss.

Auf der Passhöhe beladen wir wieder unsere Lasträder und sagen Felix adieu. Ein so lieber Mensch, wir sind sehr glücklich ihn und seine Frau kennengelernt zu haben. Merci Beat noch einmal für die Vermittlung! Nun beginnt also unsere Etappe um ca. 10.30h mit einer langen und schönen Abfahrt. Nach ein paar Meter Fahrt stoppen wir schon wieder und lauschen den Rufen zweier Hirschherden auf beiden Seiten der Strasse. Die Hirsche sehen wir hinter den Aspen-Trees, den für diese Gegend typischen Birken. Sie rufen sich wirklich über die Strasse zu – ein schönes Schau- und Hörspiel. Nun geht es wieder los, ein paar Kilometer weiter unten entdecke ich im Gebüsch eine nicht gebüschartige Silouette. Ich rufe Ariane nach vorne: “Stop, ein Bär, ein Bär!” Hart bremsen, umkehren und nachschauen. Auf der heutigen Etappe hat es nicht viel Verkehr, da können wir gut einfach umdrehen. Und, war es tatsächlich ein Bär? Gespannt radeln wir einige Meter zurück – und da sitzt er und schaut zu uns rüber. Ein schnusiger Bär, wir sind ganz aufgeregt und schütteln ihm mit zittrigen Händen die Tatze… Hahaha, reingelegt 🙂 Nein, er sitzt in einer guten Entfernung zu uns, ca. 70 Meter, zwischen uns ein Graben und ein Zaun und vor allem ist er nur gwunderig was da auf der Strasse steht. Nachdem er sich versichert hat, dass ihm keine Gefahr droht, isst er weiter die Beeren rund um ihn herum.

Unsere Glückssträhne zieht sich wohl weiter… Nachdem wir dem Bären ca. 10 Minuten zugeschaut haben und er sich nun weiter ins Gebüsch verzogen hat, fahren wir weiter durch das von roten Felsen umgebene Tal. Sooooo schön! Auf der Abfahrt treffen wir noch Mr. Armstrong, der Rennradfahrer – also nicht DER Armstrong! Mr. Armstrong spricht sehr gut deutsch und wir quatschen ein paar Minuten zusammen, bevor wir uns auf die Weiterfahrt nach Telluride, einem ziemlich versnobbten Skiort machen. Sanft geht es dem Fluss entlang hinauf, Ariane und Lorin geben Gas und setzen ein tolles Tempo vor. Es wird nun auch wieder ziemlich heiss, geschätzte 35 – 37 Grad haben wir sicher. Und plötzlich liegt sie vor uns – eine heftige Steigung mit der wir in dieser Länge und vor allem Steilheit nicht gerechnet haben. Puuuh, das ist ein Krampf und immer wenn wir denken jetzt sind wir dann gerade oben, geht es nach der Kurve weiter. Telluride – man sagt das komme von “to hell you ride” – also in etwa “zur Hölle reitest du”, genau so kommt es uns momentan vor.

Wir schaffen es doch noch und erreichen den Ort just mit ein paar Regentropfen. Es sind zum Glück nicht viele, also nicht mal zum Nass werden. Im Town Park finden wir einen schönen Platz für unser Zelt, Ariane zieht mit den Kinden sofort los zum Schwimmbad und ich richte unser Camp für die nächsten zwei Nächte ein. Ja, wir machen hier einen Tag Pause bevor wir den nächsten Pass, den Lizzard Head Pass, angreifen.

Nach dem Pasta-Dinner spazieren wir zum Spielplatz und danach noch ins Städtchen. Ein Eis und ein Kaffe gibt es zum Tagesabschluss und danach ins Zelt. Es ist wohl nicht schwer zu erraten wie es uns geht – ja genau, sehr gut!