13.09.2013 Sugarloaf Ridge State Park – San Francisco

Eine Nacht ohne irgendwelche unnatürlichen Geräusche. Wahrscheinlich bin ich wegen der unglaublichen Ruhe ein paar Mal erwacht – einfach wunderbar und selten zu erleben. Nicht einmal ein Bachrauschen und auch kein Rauschen der Bäume wegen Wind. Zwischendurch ein Knacken irgendwo im Wald, wahrscheinlich von einem Reh, einem Fuchs oder vielleicht einem Cougar, einem hier vorkommenden Puma also.

Einmal erwache ich, weil mir ein Schweisstropfen die Kopfhaut hinab läuft, noch ein Tropfen und noch einer. Aber halt, ich schwitze doch gar nicht. Es ist frisch hier oben und mein Kopf ist relativ kühl. Ich schalte meine Lampe ein und was sehe ich da, eine rote Hand, voller Blut. Träume ich oder was??? Ich überprüfe ob das Zelt nur noch in Fetzen hier steht und ich einen Kampf mit einem Puma hatte. Oder ob alle anderen noch hier liegen. Oder ob mich irgendwelche grünen Männchen in den Wald gezerrt haben. Nein, alles in bester Ordnung – und vor allem, ich habe nirgends irgendwelche Schmerzen. Auch bei weiterem Starren auf meine Hand sehe ich Blut. Ich wecke Ariane und frage, was mit mir los ist. Oha, Blut ist über meine Backe verteilt und in meinen Haaren. Aber halb so schlimm, irgend ein Äderchen scheint geplatzt zu sein und das ist nun das Resultat. Ich erhalte ein grosses Pflaster über mein Gesicht und wir versuchen wieder einzuschlafen. Doch beide können den Schlaf lange nicht finden. Bei mir drehen sich die Gedanken bereits um unseren Flug, ums Einchecken und ums Gepäck. Wieso Ariane nicht schlafen konnte, das entzieht sich meinen Kenntnissen…

Der Morgen ist wunderbar sonnig und kein Wölckchen am Himmel. Wir essen gemütlich Brot und Käse und packen unsere Sachen ein. Das Zelt ist trocken und wird erst wieder zu Hause ausgepackt. Ein komisches Gefühl – erneut kommt Wehmut auf… Wir fahren den Berg runter und fahren weiter durch das Sonoma Weingebiet. Eine Winery nach der anderen, wir müssen noch einmal für einige weitere Degustationen hierher kommen 🙂 Unser erstes Ziel heute ist das Haus von Rick und Brian, die beiden welche uns mit dem Candlelight-Dinner so verwöhnt haben. Sie haben uns geschrieben, dass sie diese Tage unterwegs sind, aber wir sind sowieso in dieser Richtung unterwegs und ein Versuch ist es wert. Wenn sie nicht zu Hause sind, dann werden wir die Zeichnungen von Alani und Lorin hinhängen. Aber wir haben Glück, sie sind seit einer halben Stunde zu Hause und freuen sich riesig uns zu sehen. Rick macht grosse Augen als er die Kinder an der Türe sieht und die beiden springen ihm sofort in die Arme. Brian ist an einer Behandlung eines Patienten, freut sich aber genau gleich als er uns sieht. Die Kinder erhalten frisch gepressten Orangensaft und “familia Swiss-Müsli”. Tatsächlich, Familia verkauft hier sein spezielles Swiss-Müsli für ziemlich viel Geld. Uns serviert Rick einen starken Espresso – Einstimmung auf zu Hause!

Nach gut einer Stunde und viel Spass, verabschieden wir uns wieder von den beiden. Wir hoffen, dass uns die zwei mal in der Schweiz besuchen kommen! Sie schenken den Kindern noch eine DVD – Shrek – welche sie natürlich sofort im Auto schauen wollen. Ab jetzt hören wir nichts mehr von den beiden… Die Fahrt geht weiter in die Muir-Woods, dort sind von den ältesten Redwood-Bäumen der kalifornischen Küste zu sehen. Als wir aber die unzähligen Autos sehen, und da wir etwas knapp in der Zeit sind, fahren wir einfach durch. Es schmerzt ein bisschen, das einfach sausen zu lassen, aber alles kann man nicht haben. Dafür stoppen wir beim super schönen Aussichtspunkt über dem Muir-Beach. Die Küste ist heute nebelfrei und perfekt für einige Bilder. So gut, dass wir das noch sehen dürfen! An einem Pick-Nick-Tisch im pazifischen, heftigen Wind, essen wir unsere zuvor gekauften feinen “Subway”-Sandwiches.

Nun geht es schon wieder weiter in Richtung Golden Gate Bridge. Heute sehen wir die Brücke praktisch ohne Nebel, nur ein ganz kleiner Teil des südlichen Pfeilers ist im Nebel. Haben wir doch ein wahnsinns Glück heute, wir werden noch einmal mit einem prächtigen Tag beschenkt. Die Fahrt durch San Francisco ist wie immer Stopp-and-go, wir kommen aber nicht schlecht vorwärts. Wir fahren schon fast wie die Einheimischen, die Karte wird kaum mehr gebraucht. Eine steile Strasse nehmen wir noch, oben über die Kante kann ich nicht sehen wo es hin geht. Die Motorhaube verdeckt mir die Sicht und ich muss aus dem Seitenfenster nach unten schauen, ob nicht etwa ein Fussgänger auf der Strasse ist. Wooooohoooo, ein komisches Gefühl…

Bei Alani laden wir unsere volle Riesenkarrosse aus und Sophia führt mich nach South San Francisco, ca. 13 km südlich zur Autovermietung. Lorin begleitet mich und wir zählen auf der Autobahn 6 Spuren. In jede Richtung 6 Spuren, versteht sich. Dazu kommen noch die beiden Pannenspuren links und rechts – pro Richtung, versteht sich. Also rechnet Lorin aus, 16 Spuren aus und nach San Francisco – und auf allen Spuren ziemlich hohes Verkehrsaufkommen. Wir kommen aber ohne Stau und Panne oder Unfall bei der Vermietung an. “Right on the edge” sagt Sophia, wir sind wirklich ziemlich “auf der Kante”, 5 Minuten vor dem Abgabetermin, ansonsten wären ziemlich viele weitere US$ weg… Glück gehabt!

Zurück bei Alani packen Ariane und ich unsere Sachen in die Kisten, Alani und Alani backen einen Kuchen und bereiten das Abendessen vor und Lorin schaut sich einen Film an. Nachdem wir alle geduscht und uns in unsere neuen Kleider geworfen haben, ist auch das Abend- resp. Abschiedsessen fertig. Ein richtiges Candlelight Dinner – einen super feinen Salat, verschieden farbige Bratkartoffeln, grüne Spargeln (ist hier Spargelsaison???) und eine riesige Lachsseite, Wildlachs aus Alaska! Mmmmmh, das schmeckt aber fein. Begleitet wird dieser Festschmaus von zwei prächtigen Weissweinen welche wir von unserer Degustation mitgebracht haben. Köstlich!

Zum Dessert gibt es einen “Mississippi Schlammkuchen” – ein Kuchen mit viel, viel Schockolade und geschwungenem Rahm aus Kokosmilch. Yamiyami! Dieser Kuchen ist mit Geburtstagskerzen dekoriert und soll den richtigen Kuchen zu unserer Alanis Geburtstag sein. Wir singen sogar das “Happy Birthday”-Lied! Ein würdiges, letztes Abendessen in San Francisco. Wir sind so extrem verwöhnt worden in den letzten Wochen, wie können wir das nur wieder zurück geben?

Mittlerweile ist unser letzter Tag hier in San Francisco und den Staaten angebrochen – es ist 1.00h in der Früh. Ich muss wohl nicht schreiben was ich gerade fühle, einfach so viel: ich würde meinen Urlaub gerne verdoppeln, verdreifachen oder mehr – ich könnte gut weiterreisen auf, unbestimmte Zeit…

Der nächste Bericht wird aus der Schweiz kommen, vielleicht der Letzte. Gebt mir etwas Zeit, ich nehme nicht an, dass ich ihn bis Montag oder Dienstag online stellen kann. Also, bis bald und bleibt dran!

Wie es uns geht? Gesundheitlich bestens, die Kinder können das zu Hause kaum erwarten, Ariane und ich möchten noch länger reisen und mir persönlich ist es schon besser gegangen. Aber hey, ich beklage mich ganz und gar nicht. Ein solches Familienabenteuer kann nicht jeder erleben! Und vor allem ohne Pannen, Unfälle, Krankheiten oder Ähnlichem. Es ist nur… Ach, lassen wir das!