Ein Tag im Wein-Land…
Während der Nacht hat es immer wieder ein bisschen geregnet. Nicht stark, aber so, dass wir kurz erwacht sind um es zu realisieren. Wir stehen bei trockenem Wetter, aber bedecktem Himmel auf. Die Kinder wollen unbedingt noch auf den tollen Spielplatz, also sind sie schnell angezogen und sofort schon unterwegs. Wir verräumen unsere Sachen und schon bald sind die beiden wieder zurück. Sie wollen noch ein Morgenbad geniessen. Also umziehen und ab in den grossen Pool. Ich gehe heute mit ihnen und geniesse dieses Bad auch sehr. Vor allem aus dem Hot Tub möchte ich nicht mehr raus. Es ist so angenehm warm und entspannend…
Nach der Dusche essen wir ein kleines Frühstück und machen uns auf den Weg. Heute stehen zwei Weindegustationen auf dem Programm. Nicht im Napa Valley, sondern im parallel liegenden Sonoma-Valley. Doch zuerst wollen Lorin und ich noch etwas los werden. Unsere Haare sind in den letzten 2 1/2 Monaten schnell gewachsen, also los zum Barbershop… Wir treten ein in eine, wie es scheint, stehen gebliebene Welt. Der Salon hat auf der einen Seite ca. 8 hellbraune abgewetzte Ledersessel für die Wartenden und auf der anderen Seite zwei uralte Coiffeurstühle. An den Wänden hängen Bilder von Fernseh- und Moviestars von längst vergangenen Zeiten: Frank Sinatra, Ronald Reagan, Elvis, Burt Lancester, Carry Grant und so weiter – natürlich alle als sie in etwa meinem Alte waren. Die Kasse in diesem Salon ist sicher bei Sammlern und Antiquitätenjägern zig Mal mehr Wert als je darin Geld Platz hätte. Die Kundschaft, jedenfalls alle vier Kunden welche in der gleichen Zeit drin sind wie wir, ist im Durchschnitt mindestens doppelt so alt wie ich.
Lorin ist der Mutige, geht zuerst auf den alten Stuhl. Er wird fein säuberlich eingepackt und nach der Frage nach dem Schnitt und nach unseren Erklärungsversuchen sagt der jüngere, etwa 50 Jährige Coiffeur, “a Boys cut…”! Ja, ja, einfach einen Knabenschnitt. Und nun wird mit der Schere gerasselt und mit der Domdeuse gerattert, die Haarbüschel fliegen nur so dahin. Et voilà, der Knabe ist wieder ein Knabe… Super wie er das gemacht hat, wir sind zufrieden. Und nun bin ich dran. Genau wie bei Lorin, nur bei mir einen “Men cut”. Hier hängt der Spiegel umsonst an der Wand, denn hier schaut man ins Publikum sozusagen. Ich schaue auf die Stuhlreihe der Wartesessel, genau gleich wie die anderen Kunden auch. Auch bei mir fliegen die Fetzen und schon bald sitze ich mit einem tollen Schnitt da. Der Coiffeur ist der Sohn des 70 jährigen zweiten Coiffeurs und er ist ein cooler Typ, der gerne Ski fährt. Bis vor zwei Jahren noch mit den dunkelblauen Rossignols mit weissem Belag und “nur” 195 cm lang, aus den 80er Jahren. (seine Worte)
Frisch geschoren fahren wir weiter nach Sonoma. Hier treten wir unsere erste Degustation an. Der Degustations- oder Verkaufsraum des “Sebastiani Vineyards” ist nobel, gross, schön gestaltet und sehr einladend. Also schon mal beste Voraussetzung für gute Geschäfte. Ob es auch zum guten Wein reicht? Für 10 US$ erhalten wir 7 verschiedene Weine zum Versuchen. Das packen wir… Da ich fahren muss, trinke ich bei Ariane mit resp. wir degustieren einfach zu zweit eine Einpersondegustation… Tolle Weine, wir geniessen es! Leider können wir nichts mit in die Schweiz nehmen, so kaufen wir nur 3 Flaschen, eine für heute Abend und zwei für unser Abschiedsessen bei Alani und Dan morgen Abend.
In Sonoma spazieren wir rund um den schönen Citypark, entlang vieler Weinläden. In einer Käserei degustieren wir viele unterschiedlich Käsesorten. Wir kaufen Käse fürs Abendessen ein. Käse, Brot und ein Fläschchen Weisswein – Mmmmh. Beim Hotel Swiss werden Burger, Shrimps und Sandwiches serviert – nicht ganz soooo Swissness… Wir essen unseren Lunch in einem Diner Restaurant. Mit vollen Bäuchen geht’s weiter nördlich und wir stoppen bei der Winary “Kunde”. Ja, der Wein heisst Kunde und ich BIN Kunde 🙂 Hier vesuchen wir 6 verschiedene Weine und kaufen nur eine Flasche. Es ist ein wunderbares Anwesen, draussen mit Holzdeck und Teich mit Springbrunnen etc. Ohne Kinder könnten wir hier stundenlang verweilen. Die Kinder sind aber sehr toll. Trotz der Langeweile sind sie relativ ruhig.
In der Abendsonne und bei über 25 Grad fahren wir eine schöne, steile Strasse rauf zum Sugarloaf State Park. Einen wunderbaren Platz suchen wir uns aus und machen uns sogleich auf die Socken um noch etwas Bewegung zu haben. Wir wandern eine 2 Meilen Rundgang in dieser herrlichen Gegend. Ein bisschen im Wald, ein bisschen auf ausgetrockneten Wiesen. Die Abendsonne taucht die Gegend in ein goldenes Licht – Wow! Nach einer Stunde sind wir zurück und jetzt setzen wir uns an den Tisch und geniessen den Käse und Wein. Noch lange sitzen Ariane und ich am Tisch und sprechen über unser nun schon zu Ende gehendes Abenteuer… Der Sternenhimmel schickt uns eine riesige Sternschnuppe und wir träumen von den herrlichen, unfall- und krankheitsfreien, erlebnisreichen und einmaligen vergangenen 10 Wochen. Wir könnten sofort durchstarten und weitere 10 – 20 Wochen anhängen…
Trotz der bevor stehenden Rückreise geht es uns gut…